Sie haben sich hoffnungslos verstiegen, und eine Felsstufe liegt zwischen Ihnen und dem sicheren Heimweg? Wer ein Kletter- oder Wanderseil oder auch nur eine lange Reepschnur (mind. 7 mm Durchmesser) dabeihat, kann auch den direkten Weg fortsetzen – vorausgesetzt, das Seil reicht doppelt genommen bis zum Boden! Denn nur im Doppelstrang lässt sich der teure Strick von unten abziehen und mitnehmen.
Um das sicherzustellen, legt man das Seil um einen zuverlässigen Fixpunkt nahe am Abgrund. Dieser Fixpunkt muss bedacht gewählt werden, schließlich vertraut man ihm sein Leben an. Tote oder mickrige Bäume, kleine Wurzeln oder lose Felsblöcke scheiden aus, rostige Haken ebenso. Ideal sind dicke Stämme (mind. 15 cm Durchmesser) von gesunden Bäumen oder ein kräftiger, mit dem Berg fest verbundener (»gewachsener«) Felskopf, der sich nach oben verdickt, so dass eine darüber gelegte Bandschlinge nicht abrutschen kann.Findet man geschlagene Haken, lässt sich ihre Qualität oft nicht beurteilen. An nur einem darf man niemals abseilen, und selbst an zwei nebeneinander steckenden nur, wenn nichts anderes mehr bleibt – und nachdem man sie mittels Ausgleichsverankerung zusammengebunden hat: Reißt einer raus, hält hoffentlich der zweite!
Erst wenn ein zuverlässiger Fixpunkt gefunden ist und beide Seilenden bis zum Boden reichen, kann‘s losgehen. Versierte seilen mit Klettergurt und Karabiner ab. Doch auch
ohne geht‘s: mit der Dülfertechnik.
Wer glaubt, auf seiner nächsten Tour eine Abseilfahrt bestehen zu müssen, sollte sich unbedingt im Rahmen eines Kurses oder mit Hilfe eines Fachmannes mit der Materie vertraut machen und erst einmal bodennah üben!