Sie gelten als aggressiv, glitschig und tödlich – Schlangen sind mit vielen Vorurteilen behaftet. Manche finden sie hässlich, für andere sind sie faszinierende Reptilien. Gegenüber Menschen sind sie scheu und ungefährlich, wenn man sie nicht belästigt. Zwar sind um die 600 Schlangenarten giftig, aber nur wenige sind giftig genug, um einen Menschen zu töten. Und glitschig sind sie übrigens auch nicht.
Um die 3000 Schlangenarten gibt es weltweit, aber nur sieben von ihnen leben in Deutschland. Und ihre Anzahl sinkt. Grund dafür ist die Zerstörung der Natur und ihrer Lebensräume. Darum stehen alle deutschen Schlangenarten unter Schutz.
Welche Schlangen gibt es bei uns in Deutschland?
Am häufigsten kommt in Deutschland noch die zwischen 80 und 120 Zentimeter lange Ringelnatter (Natrix natrix) vor, die man an zwei halbmondförmigen, gelben Flecken an den Seiten des Hinterkopfes erkennt. In ganz Deutschland kann man sie an stehenden Gewässern antreffen. Erst 2017 haben Wissenschaftler mit der Barren-Ringelnatter (Natrix n. helvetiva) eine neue europäische Schlangenart entdeckt, die durch genetische Untersuchungen als eigene Schlangenart identifiziert wurde, und die unter anderem in Westdeutschland lebt. Vor diesen beiden "Nattern" braucht man aber keine Angst zu haben, denn sie sind nicht giftig, im Gegensatz zur ebenfalls bekannten Kreuzotter (siehe Bild oben). Deren Gift ist für Menschen aber nicht wirklich tödlich, kann aber allergische Reaktionen auslösen. Sie lebt auf feuchten Wiesen, Waldrändern sowie Mooren und man erkennt sie an ihrem dunklen Zickzack-Muster auf ihrer Oberseite. Ebenfalls in Deutschland selten geworden ist die Äskulapnatter. Mehrere hundert Exemplare leben laut NABU noch im südlichsten Zipfel Hessens rund um Hirschhorn am Neckarufer und in kleinen, nach Norden in den Odenwald hinein reichenden Tälern. Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Äskulapnatter kümmert sich der NABU intensiv um den Schutz dieser Schlangen.
Die nächsten drei Schlangen sind auch eher weniger bekannt und leider auch schon sehr selten geworden in Deutschland:
Würfelnatter (Natrix tessellata)
Die Zerstörung von natürlichen Gewässern macht der Würfelnatter zu schaffen. Sie zählt zu den seltensten Schlangenarten in Deutschland, ist vom Aussterben bedroht und steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.
Merkmale
Die schlanke Würfelnatter hat einen schmalen, spitzen Kopf und ist vor allem an ihrem charakteristischen Würfelmuster auf der Oberseite zu erkennen. In Deutschland wird sie bis zu einem Meter lang.
Vorkommen
Die Würfelnatter verbringt viel Zeit unter Wasser, wo sie sich von Fischen und Amphibien ernährt. Noch leben in Rheinland-Pfalz drei kleine Populationen an den Flüssen Lahn, Mosel und Nahe. An der Elbe in Sachsen wurde sie erfolgreich wieder angesiedelt. Einmal im Jahr legt ein Weibchen fünf bis 25 Eier.
Besonderheit
In Deutschland gehört die Würfelnatter zu den seltensten Wirbeltieren überhaupt. Neben den natürlichen Fressfeinden wie Ratten, Reiher, Lachmöwen und zunehmend auch Stockenten sind vor allem die menschlichen Eingriffe in Gewässer ihr größtes Problem. An begradigten Flüssen können die Schlangen keine Eier ablegen. Auch die Gewässerverschmutzung, der Schiffsverkehr und ihr Fang gefährden die Population.
Schlingnatter (Coronella austriaca)
Die auch Glattnatter genannte Schlange ist mit bis zu 80 cm die kleinste in Deutschland.
Merkmale
Die Schlingnatter ist grau-braun gefärbt und kann unterschiedlich gefleckt sein, nie jedoch mit Zickzack-Muster wie bei der Kreuzotter. Von dieser ist sie auch eindeutig durch ihr dunkles Band zwischen Augen und Maul zu unterscheiden. Sie ist ungiftig und tötet ihre Beute, wie Mäuse und junge Vögel durch Erdrosseln.
Vorkommen
Die Schlingnatter bevorzugt offene, sonnige, trockene Gegenden, wo sie sich in Büschen, Hecken und Steinbrüchen leben kann. In Deutschland kommt sie in warmen Mittelgebirgsregionen vor.
Besonderheit
Im Gegensatz zu anderen Nattern ist die Schlingnatter lebendgebährend. Bis zu 15 Jungtiere befinden sich bei der Geburt in einer dünnen Eihülle, die sofort durchstoßen wird.
Aspisviper (Vipera aspis)
Die Aspisviper ist giftiger als die bekanntere Kreuzotter. Sie ist aber ebenfalls normalerweise nicht lebensgefährlich und kommt sehr viel seltener vor.
Merkmale
Die Giftschlange kann bis zu 90 cm lang werden und ist leicht erkennbar an ihrem dreieckigem Kopf, der nach oben aufgeworfenen Schnauze sowie den rechteckigen Flecken auf ihrer Oberseite. Ihre Überaugenschilde verleihen ihr eine böse Mimik.
Vorkommen
In Deutschland kommt die Aspisviper nur noch im südlichen Schwarzwald vor und gilt als vom Aussterben bedroht. Häufiger anzutreffen ist sie in den Alpen und Pyrenäen bis zu einer Höhe von 3000 Meter. Sie liebt es warm, trocken und steinig wie in Geröllflächen an südexponierten Hängen.
Besonderheit
Wie auch die Schlingnatter ist die Aspisviper lebendgebährend. Eine Schlange bringt dabei einmal im Jahr bis zu 15 Jungschlangen zur Welt.