Wer in den Alpen wandert, kommt um heikle Passagen kaum herum. Manche Steilaufschwünge können Kinder oder Wanderer mit schwerem Rucksack richtig in Bredouille bringen. Mittels Seil und den richtigen Knoten lassen sich solche Stellen entschärfen. Hier stellen wir euch die wichtigsten Knoten für Bergtouren etwas genauer vor, auch als PDF zum Download:
Achter
Neben dem einfachen Kreuzknoten, den Sie vom Schuhebinden kennen, sollten Sie zumindest drei weitere beherrschen, vor allem den Achter. Kletterer und Klettersteiggeher nutzen diesen Knoten, um sich ins Seil zu binden, gilt er doch zu Recht als unkompliziert und zuverlässig. Allerdings schwächt der Achter – wie jeder Knoten – das Seil, wenn auch deutlich weniger als viele andere Verbindungen. Der Grund dafür ist, dass die Seilfasern im Außenradius des Knotens deutlich stärker belastet werden, als wenn sie in gerader Richtung verlaufen. Statikseile und -schüre behalten mit dem Achter immerhin noch 65 Prozent ihrer Reißfestigkeit. Damit eignet sich der Achter perfekt, um Sturmleinen ans Zelt zu knüpfen oder Halte- und Sicherungsseile über Flüsse oder entlang von Steilwänden zu spannen.
Bulin
Etwas komplizierter als der Achter – aber dafür nach Belastung deutlich leichter wieder zu lösen – ist der Bulin. Seeleute kennen ihn als Palstek und machen damit gerne ihre Boote am Ufer fest. Wie beim Achter handelt es sich beim Bulin um einen Knoten, mit dem man eine feste Schlaufe knüpft – und der dem Seil mit 64 Prozent ebenfalls eine hohe Restfestigkeit lässt. Für Outdoorer empfiehlt er sich zum Vertäuen von Kanus sowie überall dort, wo besonders dünne Seile zum Einsatz kommen, in denen sich Knoten nur schwer wieder lockern lassen. Da er sich bei Ringbelastung in seltenen Fällen selbst lösen kann, darf man ihn nicht beim Klettern oder Klettersteiggehen einsetzen – es sei denn, man knüpft ihn doppelt, was aber ein vergleichsweise kompliziertes Unterfangen darstellt. Zur Knüpffolge des einfachen Bulin gibt es hingegen einen schönen Merksatz: "Eine Schlange taucht aus einem Teich, windet sich um einen Baum und taucht wieder in den Teich zurück."
Spierenstich
Will man hingegen nicht einfach nur etwas festmachen, sondern zwei Seile miteinander verbinden – etwa um sie zu verlängern –, bietet sich der doppelte Spierenstich an. Die auch als Fischerknoten bekannte Verbindung hält selbst an rutschigen, nassen Seilen, weshalb Angler sie häufig zum Verlängern ihrer glatten Angelleinen benutzen. Für hundertprozentigen Halt des Knotens müssen die zu verbindenden Schnüre allerdings einen zumindest ähnlichen, besser aber identischen Durchmesser aufweisen.
Prusikschlinge und Garda-Rücklaufsperre
Für einen gesicherten Aufstieg benötigen Bergsteiger einen Karabiner sowie eine Reepschnur von einem Meter Länge und vier Millimetern Durchmesser. Wer nicht auf bereits an Steilpassagen hängende Seile setzen möchte, braucht noch ein Wanderseil (ca. 30 m), das er vor dem Aufstieg anbringt. Dann befestigt man den Prusikknoten am Seil, versieht ihn mit einem Karabiner und schiebt ihn mit. Bei Zug auf den Knoten klemmt er im Seil fest und dient damit als mobiler Haltepunkt. Tragen Sie einen Klettergurt, können Sie auch dort den Karabiner befestigen – für noch mehr Sicherheit. Wer hingegen seinen Rucksack eine Steilpassage hinaufziehen muss, arbeitet besser mit der Garda-Rücklaufsperre.
Wie das funktioniert, zeigen wir im Video:
Videoanleitung: Prusikschlinge
Videoanleitung: Garda-Rücklaufsperre
Noch mehr brauchbare Knoten in diesem Video
Ein paar Tipps zum Thema Klettersteig
Grundsätzlich sollte man auch bei Klettersteigen frei von Höhenangst sein. Damit ist nicht der Respekt vor der Tiefe oder leichter Schwindel gemeint, sondern eine echte Akrophobie. Zweitens sollte man halbwegs trainiert sein, denn eine Umkehr auf dem Klettersteig ist oft zumindest problematisch. Sind Sie sich diesbezüglich unsicher, sollten Sie die erste Tour auf jeden Fall mit einem Bergführer unternehmen. Um ins Klettersteiggehen reinzuschnuppern, bietet sich ein sehr einfacher Steig an; Tipp: Alpspitz-Ferrata in der Zugspitz-Region.
Auf welche Gefahren sollte man sich einstellen?
Gewitter, Regen, Steinschlag sowie Nebel und dadurch erschwerte Orientierung sind die häufigsten Gefahren. Gehen Sie deswegen nur bei stabiler Wetterlage los, nehmen Sie Karte und GPS-Gerät mit, und tragen Sie stets einen Helm!
Kann man Klettersteige auch bei Regen begehen?
Prinzipiell schon, doch erschweren nasser Fels und nasse Drahtseile eine Begehung: Vor allem abgetretene Felsen werden bei Nässe rutschig. Das erfordert sauberes Setzen der Füße, mehr Konzentration und höheren Krafteinsatz beim Festhalten. Außerdem nimmt bei Regen die Steinschlaggefahr zu. Brechen Sie daher besser nur bei guter, stabiler Wetterlage auf!
Brauche ich einen Sitzgurt oder einen Kombigurt?
Normalerweise reicht ein Sitzgurt völlig aus, mit ihm kann man sich freier bewegen und ihn auch zum Klettern einsetzen. Kinder und Ferratisti mit schweren Rucksack (über acht Kilo) sollten jedoch besser zusätzlich einen Brustgurt tragen. Er wird mittels Spezialknoten mit dem Sitzgurt verbunden und verhindert, wie der Kombigurt, dass man bei einem Sturz durch das Rucksackgewicht hinten überkippt und aus dem Sitzgurt rutscht.
Brauche ich wirklich spezielle Klettersteigstiefel?
Versierte, trittsichere Outdoorer können genauso gut auch einen leichten Wanderschuh, Bergstiefel oder guten Multifunktionsschuh tragen. Einfacher und sicherer gelingt das Steigen auf Eisenwegen jedoch mit Klettersteigstiefeln. Sie erlauben mit ihrer festen, dünnen Sohle präzises Setzen der Füße und Nutzung auch kleiner Felsleisten als Tritt. Im Gegensatz zur Sohle ist der Schaft zwar hoch, aber weich. Dadurch schützt er die Knöchel vor Stößen und Schürfwunden, bietet aber gleichzeitig viel Bewegungsfreiheit im Gelenk und damit viel Freiraum beim Setzen der Füße.
Mehr dazu unter www.outdoor-magazin.com/klettersteige
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