Die häufigsten Notfälle im Gelände
Interview mit DAV-Hochtouren und -Skitourenführerin sowie Einsatzleiterin der Bergwacht Krün Dani Hornsteiner
Was können Berggeher tun, um das Unfallrisiko von vorneherein schon bei der Planung zu minimieren?Prävention ist ein unglaublich wichtiger Punkt. Dazu gehört eine fundierte Tourenplanung. Die Tour sollte immer den eigenen Fähigkeiten entsprechen. Im Hochsommer bietet sich ein früher Start an, um Hitzegewitter zu vermeiden. Wenn die Kräfte nachlassen oder die Zeit knapp wird, sollte man rechtzeitig umdrehen. In die Dunkelheit sollte man nicht geraten. Für den Notfall gehört eine Stirnlampe ins Gepäck – und genügend Essen und Trinken, um einem Hungerast oder einer Dehydrierung vorzubeugen. Sonnenschutz in Form von Creme, Mütze und Sonnenbrille sowie den Bedingungen angepasste Bekleidung wie Regenjacke, festes Schuhwerk und eine Daunenjacke sind ebenfalls essentiell. Auch Stöcke wirken präventiv, weil sie einem Stabilität geben. Dazu kommt ein Erste-Hilfe-Set und ein Biwaksack in den Rucksack.
In dem Moment, in dem ich anfange, darüber nachzudenken, ob ich Hilfe brauche oder nicht, bin ich bereits in der Unsicherheit. Ab da kann ich aufhören, intern mit mir zu diskutieren, und setzte sofort einen Notruf ab. Natürlich gibt es Fälle, die man auch selbst bewältigen kann: Die Freundin fällt bei einer einfachen Wanderung hin, ihre Hand tut etwas weh und ist leicht geschwollen, sie kann sie aber noch gut bewegen – in diesem Fall kann ich mit einfachen Mitteln wie Kühlen und Ruhigstellen helfen. Solange sie gut absteigen kann, braucht es wahrscheinlich keine Rettung. Habe ich jedoch Zweifel und fühle mich überfordert, dann wähle ich sofort die 112.
Bei gutem Wetter sind wir komplett draußen. Wir versetzen unsere Teilnehmer in realitätsnahe Unfallszenarien, die sie von Anfang bis zum Eintreffen der Bergwacht selbstständig lösen dürfen. Anschließend wird alles nach-besprochen und reflektiert. Das vermittelt: Jetzt kommt es auf mich an! Der Adrenalinspiegel geht in einer nachgespielten Situation hoch. Die Teilnehmer fangen an zu schwitzen, ihr Herz rast. Irgendwann macht dein Verstand keinen Unterschied mehr, ob das echt ist oder nicht. Unser Ziel ist es, unsere Teilnehmer auf allen Ebenen zu erreichen, nur dann ist Lernen nachhaltig. Wenn ich Sorge und Betroffenheit spüre, aber auch die Freude, jemandem richtig gut geholfen zu haben
Das komplette Interview inklusive aller Tipps findet ihr als Paid-PDF zum Download hier:
Erste-Hilfe-Set für unterwegs
Um für den Notfall gut gerüstet zu sein, gehört in jeden Wanderrucksack ein gut bestücktes Erste-Hilfe-Set. Was alles hineingehört – und was du sonst noch so dabeihaben solltest.
- Pflaster
- Einmalhandschuhe
- Tape (mindestens 2,5 cm breit)
- 2 sterile Mullkompressen
- Dreieckstuch
- 2 Verbandspäckchen
- Rettungsdecke
- kleine Schere
- Pinzette
- Steri-Strips (Kletterer)
- Desinfektionsmittel Eigenbedarf
- Vaseline Gauze (MTB)
- Schmerzmittel Eigenbedarf
Alpine Notsignale und Heli-Rettung
Unfälle passieren meist anderen. Doch was, wenn man selbst in Not gerät? Wenn man aus eigener Kraft nicht mehr den Rückweg antreten kann? Dann – und nur dann – holt ihr euch Hilfe. Mit einem Handy kein Problem (europaweit: 112). Und ohne? Da gilt das alpine Notsignal: sechs kurze Licht- oder Schallsignale in einer Minute. Danach eine Minute Pause. Empfängt man ein Notsignal, bestätigt man es mit drei Signalen pro Minute – und holt sofort Hilfe. Die Bestätigung zeigt dem Notrufenden, dass er entdeckt wurde und Hilfe unterwegs ist. Als Signalgeber eignen sich Lampe, Pfeife oder reflektierende Gegenstände (z.B. Alufolie). Befindet sich ein (potenzieller) Helfer in Sicht-, aber außer Hörweite, sollte man ihm über die Körperhaltung mitteilen, ob man Hilfe braucht oder nicht. Wie's funktioniert, zeigen wir euch in der Bilderstrecke:
Wenn der Hubschrauber kommt
Abseits von Pisten und Fahrwegen kommt die Rettung meist per Heli. Zum Landen braucht er einen festen, ebenen Platz von 25 mal 25 Metern. Achtet darauf, dass keine Gegenstände wie Jacken, Skier oder Äste herumliegen – sie werden sonst vom Abwind aufgewirbelt. Haltet stets Augenkontakt mit dem Piloten und nähert euch nur nach Aufforderung an – geduckt und von vorne.
Der Heli fliegt allerdings nicht bei jedem Wetter. Wer in einer solchen Lage stürzt, erschöpft oder bewusstlos liegen bleibt, muss – nach Erster Hilfe – in Sicherheit getragen werden. Am besten gelingt das mit der Römer-Seiltrage, zumindest, wenn man ein Seil (ab 30 m) und vier bis sechs Helfer auftreiben kann.