Klettersteig Basics - Einsteigertipps

Klettersteig-FAQ, Touren & mehr
Klettersteige für Anfänger

Update + Podcast

Klettersteige werden immer beliebter. Gut so! Denn auf den Via Ferratas können auch Nicht-Profis die Welt der Senkrechten entdecken ...

Frau am Klettersteig
Foto: Adobe Stock / Jan Nedbal

Mit Klettersteigset und Helm geht es hinein ins Abenteuer! Worauf es beim Einstieg in den Sport ankommt und worauf man als Klettersteig-Anfänger achten sollte, erfahrt ihr in diesem Artikel – bzw. in der FAQ Box auf dieser Seite:

Klettersteig mit Trittstufen
Daniel Geiger
Steil und abweisend ragt die schroffe Felswand nach oben, ebenso steil fällt sie auch ab. Äußerst konzentriert setzt man einen Fuß vor den anderen und schiebt die zwei Karabiner des Klettersteigsets geräuschvoll entlang des Drahtseils. Bis es nicht weitergeht. Dann ist der nächste Verankerungsstift des Stahlseils erreicht. Nun hängt man einen Karabiner nach dem anderen in den neuen Steilabschnitt ein, um jederzeit gesichert zu sein.

Nicht umsonst nennen sich Klettersteige auch Via Ferrata, Eisenwege. Trotz der Verbindung zwischen Kletterer und Seil durch das Klettersteigset mit seinen zwei Lastenarmen gilt: "Stürzen ist keine Option", das sagt Lorenz Berker aus der Sicherheitsforschung des Deutschen Alpenvereins (DAV). Trotz des Bandfalldämpfers im Klettersteigset fällt der Fangstoß häufig hart aus und ist mit schweren Verletzungen verbunden. Der 30-Jährige befasst sich mit dem Thema, entwickelt mit seinem Team Guidelines für ein sicheres Klettersteiggehen (mehr Info unter: alpenverein.de/Bergsport/Sicherheit/).

In ausgesetztem Gelände wohlfühlen

Klettersteig-Anfängern empfiehlt er, mit einfachen Steigen anzufangen. Übungsklettersteige befinden sich meist in der Nähe von Hütten und Bergbahnen. Auf diese Weise lernen Aspiranten die Belastung kennen und finden heraus, ob sie sich in dieser Ausgesetztheit wohlfühlen, ob sie trittsicher sowie schwindelfrei sind und bereits eine entsprechend gute Ausdauer besitzen. Rote und schwarze Bergwege mit ausgesetzten, stellenweise auch mal stahlseilversicherten Stellen sollten kein Problem mehr darstellen, bevor Wanderer den Schritt in den Klettersteig wagen. Wer auf Nummer sicher gehen will, nimmt etwa an einem Klettersteig-Kurs zum Beispiel beim DAV oder in einer Bergschule teil, dort können Anfänger für die ersten Touren Ausrüstung ausleihen. "Vorab empfiehlt sich auch ein Besuch in der Kletterhalle, um probehalber zu klettern und Klettertechnik zu üben", sagt Lorenz Berker. Je schwieriger die Klettersteige werden, desto mehr Technik, aber auch Armkraft werden wichtig. Dafür bietet sich Krafttraining an.

Für die Grundfitness reichen schon Wanderungen, die Trittsicherheit erhöht man, indem man die allgemeine Körperstabilität zum Beispiel mit Hilfe eines Wackelboards trainiert. Klettersteiggeher benötigen unbedingt einen Klettergurt, ein Klettersteigset, außerdem einen Helm gegen Steinschlag, Handschuhe als guten Schutz vor losem Draht am Seil und festes Schuhwerk, das einen sicheren Antritt im Fels zulässt. Je nach Aufbau des Klettersteigs wechseln sich versicherte Passagen im Fels mit Gehpassagen in teils brüchigem Gelände ab, ausreichend Grip unter dem Fuß ist da ebenso hilfreich. Zusätzlich empfiehlt es sich, eine Bandschlinge mit Schraubkarabiner mitzuführen, die man in der Pause ins Stahlseil einhängt (aber nicht reinstürzen!). Eine sorgfältige Planung beinhaltet zunächst die Auswahl einer Tour. "Dazu gehört eine gesunde Selbsteinschätzung, aber auch eine offene Kommunikation in der Gruppe", sagt Lorenz Berker.

Klettersteig am Donnerkogel, Österreich
k5hu via Getty Images
Das Klettersteigset fungiert als eine Art Lebensversicherung und lässt Wanderer in ganz neues Gelände vordringen, in alpines, felsdurchsetztes Terrain, das ohne die Absicherung als Klettersteig nur starken Kletterern vorbehalten bliebe. - wie z.B. hier am Donnerkogel in Österreich. Eisenstifte, Klammern, Ketten, Seile, Leitern und wackelige Hängebrücken ebnen den Weg in ein ganz besonderes Abenteuer.​

Selbsteinschätzung: Was kann ich, was traue ich mir zu?

Diese Fragen stellt man sich im Vorfeld, aber auch am Tag selbst noch einmal, denn den Einstieg in eine Tour sollte man nur wagen, wenn man sich 100 Prozent danach fühlt. Sonst kommt es schnell zu Überforderung, zumal man in einem Klettersteig nicht einfach umdrehen kann. Blockierungen, also dass Betroffene nicht mehr weitergehen können, stellen die häufigste Ursache für Notlagen in Klettersteigen – vor allem für Anfänger – dar. Die Kraft geht einem aus oder man hat Angst und sogar Panikattacken. Eine einfache Grundregel: Besser tief stapeln! Immer Zeit- und Kraftreserven einplanen, dazu gehört auch ein Zeitplan, in dem Start- und Zielzeit feststehen, aber auch Pausen sowie Schlüsselstellen, also die schwierigsten Passagen des Klettersteigs, vermerkt sind. Diesen Plan haben bestenfalls alle stets im Hinterkopf.

Wetter als wichtiger Planungsfaktor für den Klettersteig

Obligatorisch ist zudem ein Blick auf den Wetterbericht, wobei es zu beachten gilt, dass im Hochsommer das Wetter schnell umschlagen kann. Wärmegewitter bilden sich vor allem nachmittags, aber lassen sich schlecht punktuell vorhersagen. Präventiv bedeutet das, schon sehr früh zu starten, sodass man mittags wieder unten ist. Gerät man doch in ein Gewitter, sollte man den Klettersteig möglichst schon über einen Notausstieg verlassen und sich aus exponiertem Gelände zurückziehen. Die Stahlseile wirken wie ein Blitzableiter. Befindet sich eine Person bereits in Absturzgelände, sollte sie sich aber besser nicht aushängen, weil die Absturzgefahr hier sonst überwiegt. Zum Schutz eignet sich eine Höhle, wenn sie groß genug ist, "die zweifache Körpergröße nach hinten und oben sollte Platz sein", sagt Lorenz Berker. Dann auf den Boden kauern, am besten auf eine isolierende Unterlage wie den Rucksack, Wanderstöcke (Metall!) weiter weg lagern.

Ein weiterer Wetterfaktor ist die Hitze, die sich durch den Klimawandel noch verstärkt und auch in höheren Lagen zunimmt. Daher gehört entsprechender Sonnenschutz und ausreichend Flüssigkeit unbedingt ins Gepäck. Um einen Hungerast zu vermeiden, gehören neben dem Wasser auch ein gutes Frühstück und regelmäßige Pausen dazu. Klettersteige verlangen alles von einem ab, körperlich, aber auch mental. Entsprechend groß ist der Energiebedarf. Auch wenn es sehr verlockend ist: Lebensmittel mit vielen Einfachzuckern wie Süßigkeiten, Schokoriegel und Energiegels vor oder während der Bergtour besser vermeiden, weil sie einen raschen Leistungsabfall zur Folge haben können. Um Risiken im Klettersteig zu vermeiden, bleibt man immer im Klettersteig eingehängt, setzt den Helm auf, denn auch vorausgehende Klettersteiggeher lösen mal Steinschlag aus. Tritt man selbst einen Stein los, warnt man andere mit dem Ausruf: "Achtung, Stein!" (oder die jeweilige Entsprechung in der Landessprache).

Als essenziell stellt sich auch der Partnercheck dar: Jeder Partner überprüft, ob Gurt und Helm richtig sitzen, ob jeder weiß, wie man das Klettersteigset richtig bedient, ob sich Erste-Hilfe-Set und Notfall-Handy im Rucksack befinden und ob jedem bewusst ist, an welchen Stellen mögliche Notausstiege sind, über die sie den Klettersteig sicher und vorzeitig verlassen können. Das passt alles? Dann kann es endlich losgehen. Anders als beim Sportklettern ist der Routenverlauf beim Klettersteig durch das Drahtseil vorgegeben. Dennoch hilft es, sich Technik vom Klettern abzuschauen. Wichtig ist die Kontrolle des Körperschwerpunktes, den man zur Seite verlagert, um mit den Füßen anzutreten und nach oben zu steigen. In der Folge zieht man das andere Bein nach und platziert es neben dem anderen. Diese Technik lässt sich sehr gut in einer Kletterhalle üben. Durch eine effiziente Beinarbeit entlastet man die Arme, obwohl Klettersteiggeher in hohen Schwierigkeitsgraden (C-E, siehe Schall-Skala oben in den FAQs) kaum ohne Armeinsatz auskommen. Da im Klettersteig die Richtung recht geradlinig vorgegeben ist, kann es zu Situationen kommen, in denen man etwa ausweichen muss, zum Beispiel, wenn jemand überholen will. Das gelingt gut in breiten und eher flachen Passagen. Man stellt sich möglichst dicht ans Drahtseil, damit die überholende Person einen Karabiner nach dem anderen im Drahtseil vor einem einhängen kann. Ähnlich geht man auch vor, wenn einem jemand entgegenkommt. Dieses Vorgehen bespricht man mit dem anderen Klettersteiggeher. Wer sich an die Spielregeln hält und verantwortungsbewusst unterwegs ist, für den wird der Ausflug in den Klettersteig zwar zu einem sehr herausfordernden, aber nicht überfordernden Erlebnis in der Vertikalen.

Klettersteig-Tipps für Anfänger – jetzt auch im Podcast

Weit über 1000 Klettersteige ziehen allein in den Alpen durch steile Felswände. Wie entstehen neue Routen? Wo geht der Trend hin – zu klassischen Eisenwegen oder zu mehr Fun-Steigen? Der Bergführer und Klettersteigdesigner Christjan Ladurner von den Via Ferrata Experts gibt faszinierende Einblicke in seinen Beruf und erklärt, wie man als Anfänger den Spaß am Klettersteiggehen ganz easy entdeckt – hört doch direkt mal rein!

Klettersteig mit dem Namen Estrechos de La Hoz in Teruel, Aragonien in Spanien
Cavan Images / Cavan via GettyImages

5 tolle Klettersteige für Einsteiger

Die Sächsische Schweiz ist nur was für Extremkletterer? Falsch, mit der Häntzschelstiege (kombinierbar mit der Zwillingsstiege) kommen auch Wanderer hoch hinaus. Ausgangsort ist der Parkplatz Nasser Grund im Kirnitzschtal. Durch einen Kamin geht es hinauf aufs Lange Horn, den höchsten Punkt mit Aussicht auf die Affen- und Schrammsteine. Zurück auf schmalen Pfaden über den Frienstein.

Sehr kurzer, aussichtsreicher Anfänger-Klettersteig im Schwierigkeitsgrad A/B. Am besten fährt man von Oberammergau mit der winzigen Gondel zum Laber und wandert in einer halben Stunde zum Einstieg. Ruhigere Alternative: vom Kloster Ettal in etwa zwei Stunden zum Einstieg. Für den Klettersteig braucht man im Auf- und Abstieg nur je ca. 15 Minuten.

Skitouren-Lehrpfade gibt’s immer mehr. In Schwangau im Ostallgäu lockt seit 2010 auch ein empfehlenswerter Klettersteig-Lehrpfad. Start und Ziel sind an der Talstation der Tegelbergbahn. Wem der Schwierigkeitsgrad A zu leicht ist, der zweigt auf halber Höhe der Gelben Wand ab und kraxelt über den anspruchsvollen Tegelbergsteig (C) zur Gipfelstation.

Der Eisenweg auf den Colodri in der Nähe des Gardasee-Nordufers ist wahrscheinlich der beliebteste Einstieg ins Klettersteigen weltweit! Der unmittelbaren Nähe zum Zentrum von Arco und dem nur 20-minütigen Zustieg sei Dank. Aber Obacht! Mit dem Schwierigkeitsgrad B/C ist die Via Ferrata Colodri mehr als nur ein schräger Spaziergang!

Zehn Eisenleitern, 130 Trittbügel und fast 200 Meter Stahlseil: Das sind die Eckdaten des netten Familien-Klettersteigs in Boppard, einer tollen Alternative außerhalb der Alpen. Der Klettersteig punktet mit traumhaften Aussichten auf die Rheinschleife, gesicherten Kletterpassagen und schönen Wanderabschnitten. Auch ohne Klettersteigset gut begehbar, wenn man schwindelfrei ist!

Videos zu Technik & Fehlern beim Klettersteiggehen

Klettersteigausrüstung: Tipps