Lage und Charakter
Das österreichische Tannheimer Tal zweigt bei Weißenbach vom Lechtal ab. Geographisch gehört das 18 Kilometer lange Hochtal zu den Allgäuer Alpen, die hier um die 2000 Meter hoch aufragen. Das Tannheimer Tal liegt im Bundesland Tirol an der Grenze zum Allgäu (Bayern). Die größtenteils sanft ansteigenden und gut gesicherten Wege eignen sich gut zum Einwandern – auch schon im Frühjahr. Oben öffnen sich Blicke hinunter ins Tannheimer Tal und über die Allgäuer Alpen. Im Süden lockt das stolze Gaishorn (Geißhorn, 2249 m). Sein Gipfel ist zu Recht beliebt, er fordert aber auch. Die Wanderung über das Gimpelhaus und die Nesselwängler Scharte (2007 m) (s.u.) ist eine gemütliche Tagestour. Konditionsstarke Wanderer können sie mit der alpinen Besteigung der Köllenspitze (2247 m) abrunden. Sie ist nicht nur der höchste Gipfel der Tannheimer Berge, sondern besticht auch durch Weit- und Tiefblicke: hinein ins vergleichsweise flache Füssener Land mit seinen blau schimmernden Seen, nach Reutte, auf die grau-grünen Grate der Ammergauer Alpen und nach Süden auf das imposante Alpenmassiv in seiner ganzen Breite.
5 schöne Wanderrouten im Tannheimer Tal
- Auf die Leilachspitze (2274m) – ca. 7,5h, 17km
- Auf das Gaishorn (2249m) – ca. 5h, 10km
- Rohnenspitze (1990m) und Zirleseck (1872m) – ca. 6h, 13km
- Nesselwängler Scharte (2007m) – ca. 6,5h, 11km
- Auf die Krinnenspitze (2000m) – ca. 4h, 7,5km
Beste Zeit
Ende Mai bis Anfang Oktober.
Anreise mit der Bahn
Bequem und umweltbewusst geht es mit der Bahn ins Tannheimer Tal. Bereits ab dem 04. Mai 2024 können sich Urlauber jeden Samstag auf eine entspannte Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln freuen. Aus Richtung Hamburg (Abfahrt ca. 06:20 Uhr via Hannover – Fulda – Frankfurt) oder aus der Ruhrmetropole Dortmund (Abfahrt ca. 08:30 Uhr via Köln – Mannheim – Stuttgart) geht es mit dem ICE der Deutschen Bahn nach Ulm. Reisende aus Richtung Berlin (Abfahrt ca. 08:00 Uhr) fahren via Frankfurt oder München. Die Züge treffen gegen 14:00 Uhr am Hauptbahnhof Ulm ein. Bis zum Bushaltepunkt sind es nur einige Schritte.
Danach steht Urlaubern der kostenlose Busshuttle für die "letzte Meile" zur Verfügung, der einen um 14.30 Uhr in rund 90 Minuten direkt ins schöne Hochtal bringt. Auch in der Gegenrichtung wird man um 11.30 Uhr bequem zum Bahnhof gebracht. Wer den kostenlosen Shuttle nutzen möchten, muss sich vorab anmelden. Angekommen im Tannheimer Tal, können die Gäste mit der Tannheimer Tal Card Gästekarte die Linienbusse ebenfalls kostenfrei nutzen.
Anreise mit dem Auto
Vignettenfrei mit dem Auto zum Beispiel über die A7 bis Ausfahrt Oy-Mittelberg oder Ausfahrt Pfronten und der B310 Richtung Wertach/Oberjoch folgen. Nach etwa 15 km links ins Tannheimer Tal abbiegen.
Einkehr und Unterkunft im Tal
- Landhaus Schnöller – landhaus-schnoeller.com
- Vilshof Harald Kleiner – vilshof.com
- Käserstube Familie Obwaller – kaeserstube.at
- Appartementhaus Wöber – ap-woeber.at
Buchtipp
Tannheimer Tal: zwischen Nesselwängle und Jungholz (Rother Wanderführer), 16,90€
Karte
Kompass Wanderkarte 04, Tannheimer Tal, 1:35.000, 9,99 Euro
Noch mehr Infos
Tourismusverband Tannheimer Tal, tannheimertal.com
Reisebericht: Wandern im Tannheimer Tal
Sepp Sint stellt die große Tasse Milchkaffee ab und lacht. "Einen Lieblingsberg? Nein, den habe ich nicht. Ich gehe überall hinauf, und das nicht nur einmal pro Saison." Der 65-Jährige unterscheidet nicht mehr nach Gipfeln und Bergen, sondern liebt seine Heimat als Ganzes. Er war schon in vielen Gebirgen der Welt unterwegs, vom Extremtrekking in Nepal bis zu Skitouren in Marokko. Jetzt ist der ehemalige Zollwächter und Polizist in Frühpension und legt bei sich zu Hause im Tannheimer Tal als Bergsportführer so richtig los.
Sepp weiß genau, was die Region für Wanderfreunde so reizvoll macht: Insgesamt 25 bewirtschaftete Hütten und Almen verteilen sich über das Hochtal in den Allgäuer Alpen und weben so ein dichtes Netz aus gemütlichem Unterschlupf und zünftiger Verpflegung. Und der Bergfrühling! Wenn zwischen Hindelang und Reutte im Mai die Almwiesen anfangen zu blühen, färben sich die Hänge mit Löwenzähnen, Sumpfdotterblumen, Hahnenfuß & Co. kräftig gelb. »Das zeigt doch, dass die Natur hier noch in Ordnung ist«, sagt Sepp, und seine Augen weiten sich vor Begeisterung, die dicken Brauen wandern nach oben, der buschige, weiße Haarschopf hüpft auf der Stirn.
Alpenrosen strahlen in den heißen Monaten rot auf den Berghängen, und die kräftigen Rottöne der Kohlröschen schmücken die Wiesen. Arnika, Eisenhut und Edelweiß steuern weitere Töne zum Farbspektakel bei. Besonders auf der Wanderung zur Rohnenspitze (1990 m) durchquert man im Sommer weite Felder blühender Alpenrosen-Sträucher. Der sanft geformte Berg schiebt sich breit und verhältnismäßig sanft von Westen ins Tannheimer Tal hinein, unweit von Tannheim selbst, das in der Mitte des 18 Kilometer langen Hochtals liegt. Sanft zieht es sich vom Lechtal nach Westen hin, hoch oben lugen graue Felsspitzen aus den saftigen Matten. Sechs Gemeinden reihen sich aneinander.
Wer von Reutte kommt, zweigt in Weißenbach nach rechts ab und trifft bald auf Nesselwängle, die erste der sechs Ortschaften. Am türkis-grün schimmernden Haldensee vorbei, geht es nach Grän, dann nach Tannheim, Zöblen und Schattwald. Jungholz am Ende des Tals erreicht man nur über einen kurzen Schlenker über die Grenze durch das benachbarte Allgäu.
Zur Rohnenspitze wandert man von Tannheim los, genauer gesagt von der Siedlung Wiesle. Die größtenteils guten und sanft ansteigenden Wege eignen sich gut zum Einwandern, am Gipfel lockt dann eine schmale Gratpassage nach Süden zum Zirleseck (1872 m). Keine Bange – der Weg ist sehr gut gesichert, und oben öffnet sich der Blick über das nördliche Tannheimer Tal mit dem Gimpel und der markanten Roten Flüh nordwärts. Im Süden aber lockt das stolze Gaishorn (Geißhorn, 2249 m). Sein Gipfel ist zu Recht beliebt, er fordert aber auch.
Genusswandern pur – mit Almen und bleibenden Eindrücken
Von Anfang an geht es auf der Runde ab dem Vilsalpsee zügig bergauf und dann weite Teile über schroffes Felsgebiet. Das Geißhorn liegt dabei wie eine große, erhabene Pyramide linker Hand im nahen Blickfeld. An der Oberen Roßalpe und der Feldalpe vorbei zieht die Tour weiter oben über eine Geröllflanke bis hinauf zum Gipfelkreuz. »Der Berg hat‘s in sich«, kommentiert Sepp nüchtern. »Ein bisserl fit sollte man schon sein.« Er hat in seinem Bergsteigerleben schon vierzig 4000er bestiegen. Aber ein kleines Tröpfchen Schweiß wischt er sich jetzt auch von der Nasenspitze.
Die letzten Schritte erinnern an den Gang auf einen riesigen Aussichtsturm: Der Vilsalpsee liegt einem in seiner ganzen Breite zu Füßen, er gehört zum gleichnamigen Naturschutzgebiet, das sich rund um die Ufer zwischen Geißhorn und der Lachenspitze einbettet: Mehr als 700 Pflanzen finden in dem rund 18-Quadratkilometer-Areal ihre Heimat, darunter rar gewordene Orchideen. Auch viele der dort lebenden Tiere, wie der Alpensalamander oder die Erdkröte, sind äußerst selten geworden.
Ja, Sepp Sint hat wirklich einigen Grund, stolz auf seine Heimat zu sein. Ihre Schönheit spricht sich offensichtlich immer weiter herum: Schon zum dritten Mal in Folge wurde das Tannheimer Tal zum beliebtesten Wanderziel Österreichs gekürt. Kein Wunder – bei dem Farbenreichtum, der abwechslungsreichen Flora und den zahlreichen Wandermöglichkeiten. Ein 300 Kilometer langes Netz an Wegen aller Schwierigkeitsgrade durchzieht Tal und Berge, mit unterschiedlichen Ansprüchen, kurzen oder längeren Auf- und Abstiegen, auch zwei Klettersteige gibt es. »Hier findet jeder, was er sucht«, bringt Sepp es auf den Punkt.
Nach der anspruchsvollen Bergtour zum Geißhorn ist unter anderem die Wanderung über das Gimpelhaus und die Nesselwängler Scharte (2007 m) eine gemütliche Tagestour. Konditionsstarke Wanderer können sie mit der alpinen Besteigung der Köllenspitze (2247 m) abrunden. Sie ist nicht nur der höchste Gipfel der Tannheimer Berge, sondern besticht auch durch Weit- und Tiefblicke: hinein ins vergleichsweise flache Füssener Land mit seinen blau schimmernden Seen, nach Reutte, auf die grau-grünen Grate der Ammergauer Alpen und nach Süden auf das imposante Alpenmassiv in seiner ganzen Breite. Mit ein bisschen Glück kann man während des Aufstiegs sogar Gemsen beobachten.
Wer den Blick vom Panorama löst und stattdessen ganz der Nase nachgeht, wird auf andere Weise fündig. Denn nicht nur die Farbpalette des Tannheimer Tals ist bunt, sondern auch sein Duft ist vielerorts facettenreich. So können sich Wanderer im Tiroler Alpenkräuter-Dorf Jungholz durch einen 350 Quadratkilometer großen Garten mit mehr als 50 verschiedenen Kräutern schnuppern, der die Gemeinde in ein wohlriechendes Kleinod verwandelt. Vor allem Wild-, Tee- und Duftkräuter werden dort gepflanzt und gepflegt. Außerdem lernt man in Kursen, wie die natürlichen Kostbarkeiten für selbstgemachte Salben, Seifen und Brote zum Einsatz kommen. Zum Schluss lässt man sich verschiedene Schmankerl beim Kräuterwirt schmecken.
Doch gleich, welche Reize im Tannheimer Tal gerade die Sinne kitzeln – am Ende setzen sich die vielen Eindrücke immer zu einem schönen Ganzen zusammen. Wer braucht da noch einen Lieblingsberg?
Weitere Reiseziele im Tannheimer Tal
- Panorama-Informator: Auf dem Gamskopf gibt der Panoramainformator Aufschluss über die zahlreichen Gipfel des grandiosen Alpenpanoramas. Hinter dem Gebäude der Bergstation Füssener Jöchle führt der Weg nach oben.
- Sonnenpanoramahut: Der 880 kg schwere Hut aus Eichenholz hat einen Durchmesser von 3,70 m und eine Höhe von 2,90 m und bietet für max. 18 Personen einen Sitzplatz. Dank seiner Drehbarkeit ist er der ideale Rastplatz, um den herrlichen Panoramablick ins Tannheimer Tal und Allgäu zu genießen. Zum Hut geht es von der Bergstation Füssener Jöchle über den Geo-Pfad in Richtung Gamskopf.