Wie reise ich wirklich nachhaltig? - Tipps + Podcast

Green Travel - Reisetipps
Wie reise ich wirklich nachhaltig?

Update

Und: Geht das überhaupt? Wie funktioniert CO²-Kompensation? Zu diesen und anderen Fragen steht Joschi Cyffka, Teamleiter Kooperationen bei der Umweltschutzorganisation Wilderness International, Rede und Antwort. Außerdem bekommt ihr hier Tipps, wie ihr mit gutem Gefühl doch eure Traumreisen angehen könnt ...

Pärchen im Urlaub am Meer
Foto: Getty Images / Soft_Light

Podcast zum Thema

Wer wissen will, wie groß der eigene Fußabdruck der nächsten Reise oder aber im Alltag ist, kann das auch über den cleveren CO²-Rechner der Umweltschutzorganisation wilderness-international.org ganz einfach herausfinden. Was Wilderness International eigentlich genau macht? Das siehst du auch in diesem Video:

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Ob Himalaja oder Regenwald, weite Steppen oder wilde Küsten – Planet Erde ist abwechslungsreich und wunderschön. Nie war es einfacher als heute, viel davon zu sehen und zu erleben. Da geraten vor allem Outdoorer, die sich in aller Regel auch als Naturfreunde betrachten, immer stärker in einen Zwiespalt. Denn die Flut an besorgniserregenden Nachrichten über die vom Mensch verursachte Klimaerwärmung, den Anstieg der Meeresspiegel und akut auch wieder über das Waldsterben reißt nicht ab. Im Gegenteil. Und es lässt sich nicht schönreden, dass Reisen mit dem Flugzeug – vor allem Langstrecken – neben Kreuzfahrten so ziemlich die größte ökologische Sünde sind, die Urlauber begehen können.

Nehmen wir in Kauf, dass wir zerstören, was wir lieben?

Schließlich steigt die Zahl der Flüge nach wie vor: Im Jahr 2000 waren 30 Prozent der Urlaube von Deutschen Flugreisen, 2018 bereits 41 Prozent. Wenn man als Wanderer jedoch seit Jahren von Sehnsuchtszielen wie Patagonien oder Neuseeland träumt und diesen Traum endlich realisieren möchte – was dann? Lässt sich der Schaden, den man damit anrichtet, begrenzen? Wer tatsächlich seit Jahren von einer solchen Reise nur geträumt hat und in der Vergangenheit nicht oder kaum geflogen ist, steht mit Blick auf seine Gesamtklimabilanz wahrscheinlich recht gut da und erlaubt sich nun die große Ausnahme.

Davon abgesehen ist und bleibt Kompensation die effektivste Maßnahme: Man fördert durch eine Geldspende Umweltschutzprojekte und gleicht damit seinen CO²-Ausstoß aus. Von dieser Möglichkeit gehört haben die meisten, bei der Realisation sieht es anders aus. Laut der Non-Profit-Organisation Atmosfair wurden im Jahr 2018 in Deutschland nicht einmal ein Prozent der Flugreisen kompensiert. Wer etwa Neuseeland ansteuert, muss rund 300 Euro einplanen, wenn er über Atmosfair kompensieren will – Geld, das sich auch gut in der Reisekasse macht.

Hier hilft nur Ehrlichkeit gegenüber sich selbst: Um in heutiger Zeit das Fernziel guten Gewissens zu genießen, kommt man um diesen Ausgleich nicht herum. Wem die Summe zu hoch erscheint, der kann zumindest einen Teilbetrag spenden. Zudem variieren die Beträge, die unterschiedliche Organisationen für eine Tonne CO² veranschlagen, beträchtlich: 23 Euro nimmt Atmosfair, während es bei der Waldschutz-Organisation Wilderness International knapp acht sind. Ein Neuseeland-Flug kostet so 80 Euro zusätzlich. Möchte man ohne zu großen Zeitaufwand einen zuverlässigen Anbieter finden, ist man mit den etablierten Organisationen Atmosfair und Myclimate auf der sicheren Seite.

Ausgleichsprojekte, die nach dem Clean Development Mechanism der Vereinten Nationen (CDM), nach dem "Gold Standard" oder dem "Verified Carbon Standard" zertifiziert wurden, gelten laut Experten als vertrauenswürdig. Um beim Beispiel Neuseeland-Flug zu bleiben: Er verursacht rund 11,5 Tonnen CO². Das entspricht dem Jahresausstoß eines Durchschnittsdeutschen. Das Verhalten am Zielort fällt also deutlich weniger ins Gewicht als der Flug an sich.

Alpen vom Flugzeug aus gesehen
Getty Images / Fabian Gysel

Wichtige Tipps und Maßnahmen für grünere Reisen

Trotzdem sollte man sich auch dort um größtmögliche Nachhaltigkeit bemühen – schließlich besitzt Tourismus auch eine soziale Komponente und bietet Menschen in vielen Ländern eine Existenzgrundlage. Wir haben für euch die wichtigsten Tipps und Maßnahmen zusammengefasst:

1. Veranstalter bewusst wählen
Wanderreise in Bolivien, Trekking in Nepal – manche Abenteuer in der Ferne bucht man gerne als Rundum-sorglos-Paket. Viele Anbieter kümmern sich aktiv um den Klimaschutz sowie auch um soziale Aspekte, arbeiten also mit Einheimischen und bezahlen diese angemessen. Besonders vertrauenswürdig sind Unternehmen mit dem »TourCert«-Siegel, das Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung im Tourismus bescheinigt. Eine sehr gute Anlaufstelle bietet das "Forum anders Reisen" (forumandersreisen.de), ein Zusammenschluss von über 100 Veranstaltern, die sich schon lange dem nachhaltigen Tourismus verpflichtet haben.

2. Mobilität vor Ort
Hinkommen ist das eine, Herumkommen das andere. Inlandsflüge und Offroadfahrten mit Geländewagen vermeidet man besser, und natürlich gilt auch im Ausland, dass Bus und Bahn die umweltfreundliche Alternative zum (Miet-)Auto darstellen. Wer sich aus eigener Kraft fortbewegt, zum Beispiel wandert oder Fahrrad fährt, verhält sich vor Ort ebenfalls klimaschonend.

3. Die richtige Unterkunft
Auf Treks zelten oder mit dem Schlafsack im Gepäck von Hütte zu Hütte wandern verbraucht besonders wenig Ressourcen. Auch auf einem normalen Campingplatz urlaubt man recht sparsam: Laut einer niederländischen Studie entstehen pro Person und Tag 15 Kilogramm CO2-Emissionen, während es bei einem Hotelaufenthalt schon 35 Kilogramm sind. Als Faustregel gilt: je einfacher die Ausstattung, desto geringer der CO2-Fußabdruck. Aber auch hier lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Nutzt eins der Wunschhotels vielleicht Solarenergie? Und wie hält es das Haus mit Wasser-, Müll- und Energiemanagement?

4. Lange bleiben
"Wenn schon, denn schon" – wenn der Urlaub zu Zielen wie Südafrika, Neuseeland oder Kanada führt, dann lassen Sie ihn mindestens drei Wochen dauern. Nutzen Sie die Zeit an Ihrem Traumziel, damit Sie lange davon zehren und damit sich das Gefühl, eine Fernreise sei etwas ganz Besonderes, nicht verwässert.

5. Airlines vergleichen
Die CO2-Menge von Flügen variiert je nach Fluggesellschaft. Ein Hin- und Rückflug von München nach New York kann pro Passagier 1,6 Tonnen oder 2,6 Tonnen CO2-Ausstoß bedeuten – abhängig davon, wie hoch der Spritverbrauch des eingesetzten Flugzeugs ist, wie eng die Bestuhlung und wie hoch die Auslastung mit Passagieren und Fracht. Einen jährlich erneuerten, guten Überblick liefert der Atmosfair Airline Index: atmosfair.de

6. Die Einheimischen unterstützen
Tourismus ist in vielen Fernzielen eine der wichtigsten Einnahmequellen. Also sollte das Geld auch möglichst bei den Menschen landen: Indem man Lebensmittel bei ihnen einkauft, in ihren Restaurants isst und Mitbringsel am besten bei örtlichen Handwerkern kauft. Unterkünfte sollten lieber inhabergeführt sein statt zu großen Hotelketten zu gehören.

7. Regional essen
Das vor Ort typische Essen zu sich zu nehmen bereichert nicht nur den Erfahrungsschatz. Man vermeidet damit auch klimaschädliche Importe und unterstützt die Bauern vor Ort.

8. Ressourcen schonen
Keine neuen Tipps, aber trotzdem wichtig: Fast jeder benutzt daheim seine Handtücher mehrfach. Das geht auch in Hotels. Langes Duschen sollte man vor allem in wasserarmen Regionen vermeiden. Und so schön eine Rundreise sein man: Wer täglich die Unterkunft wechselt, sorgt automatisch auch dafür, dass täglich Bettwäsche gewaschen werden muss.

CO2-Ausstoß bei Reisemitteln
OUTDOOR

Weitere Zahlen & Fakten:

  • 764 g CO² pro kWh verursachte Strom noch 1990, 2017 nur noch 486 g/kWh. Der Grund dafür: ein höherer Anteil an erneuerbaren Energieträgern.
  • 11,5 Tonnen CO²-Emissionen produziert der durchschnittliche Deutsche pro Jahr
  • 160 Kilogramm CO² verursacht ein Reisender auf der Strecke Hamburg-München im Flugzeug. 108 Kilogramm sind es im Auto, 30 im Zug und 26 Kilogramm im Reisebus.
  • 71% der Deutschen möchten nachhaltig reisen, aber lediglich 6,7 Prozent berücksichtigen das auch bei der Buchung.

Viele weitere Tipps zum Thema Nachhaltigkeit in unserer "Green Issue" - auch als PDF zum Download: