Es gibt in fast allen Konsumbereichen unseres Lebens grüne Labels – manche mit sehr strengen Kriterien, manche nicht ganz so überzeugend. Es gibt Greenwashing. Und es gibt Unternehmen, die möglichst umweltfreundlich handeln, sich aber nicht hinter Siegeln verstecken, sondern auf Transparenz setzen. So macht es Equip Outdoor Technologies, dem die beiden britischen Outdoor-Marken Rab und Lowe Alpine gehören. Seit September 2023 stehen online für alle Rab-Kleidungsstücke und -Schlafsäcke sogenannte Material Facts zur Verfügung, die über einen QR-Code auf dem Produkt-Hangtag abgerufen werden können. In diesen Tabellen finden sich detaillierte, leicht verständliche Informationen zum jeweiligen Recyclinganteil, zum Einsatz von PFC und zum Produktionsstandort. Für Lowe Alpine sowie für die Rucksäcke und weiteres Equipment von Rab wird es die Material Facts ab Herbst 2024 geben.
Markenunabhängiges Material-Facts-Programm
"Die Kommunikation von Nachhaltigkeitsinformationen ist komplex und bedeutet unterschiedliche Dinge für verschiedene Menschen. Das führt oft zu irreführenden Behauptungen und Greenwashing", sagt Produktdirektor Tim Fish. "Wir haben unser markenunabhängiges Material-Facts-Programm entwickelt, damit Verbraucher genügend Informationen erhalten, um eigene Kaufentscheidungen fundiert treffen zu können." Dieses Programm sei wegweisend, weil es die Forderungen von Verbrauchern und Fachhändlern nach genauen und ehrlichen Angaben zur Nachhaltigkeit von Produkten berücksichtige, so Fish.
Damit aber nicht genug: Equip arbeitet auf eine branchenweite Zusammenarbeit hin, um einen gemeinsamen Industriestandard für ehrliche und transparente Nachhaltigkeitskommunikation zu schaffen. "Wir haben die Material Facts als markenunabhängige, einfache Möglichkeit entwickelt, Endverbrauchern Daten zu vermitteln", äußert sich Matt Gowar, der Eigentümer von Equip. "Wir sind gerne bereit, unsere Arbeit und Methodik zu teilen, damit wir als Branche auf der Grundlage eines einheitlichen Standards zusammenarbeiten können." Gespräche mit Interessenten gibt es bereits, auch wenn keine Namen genannt werden. Und die European Outdoor Group, ein Zusammenschluss von mehr als 100 Unternehmen aus der Outdoor-Branche, unterstützt die (Weiter-)Entwicklung der Material Facts ebenfalls – nicht zuletzt im Rahmen ihres "Sustainability Data Exchange Questionnaire", das ebenfalls darauf ausgelegt ist, die Nachhaltigkeitskommunikation klarer zu machen.
Das Ziel lautet: Net Zero bis 2030
Außerdem sollen den Material Facts künftig weitere Kriterien zugefügt werden – etwa Angaben zum Einsatz erneuerbarer Energien bei der Herstellung des jeweiligen Produktes. "Material Facts ist bahnbrechend in unserer Branche", findet Matt Gowar. Zugleich sei man sich aber bewusst, dass man bei Rab und Lowe Alpine in Sachen Nachhaltigkeit "noch längst nicht alles richtig macht". Equip hat sich indes zum Ziel gesetzt, im Jahr 2030 Netto Null Emissionen zu erreichen, und so verbessert man die Produktpalette dort laufend. Was natürlich auch Veränderungen der Material Facts bedeutet. Es gehen jedoch keine Informationen verloren: Auf der Material-Facts-Website (rab.equipment/material-facts) findet sich ein Online-Archiv mit den Fakten zu älteren Produkten.
Auch FAQs zu den Material Facts beantwortet Rab online. Eine davon: Warum setzt ein Unternehmen, bei dem Umweltverträglichkeit hoch im Kurs steht, überhaupt noch PFC ein? "Die Produktleistung hat für uns bei Rab oberste Priorität«, heißt es seitens der Firma. Die Konsequenz: Man ersetze Materialien durch recycelte und fluorcarbonfreie Alternativen, wo es möglich ist, ohne dass die Produktleistung leide. Aber Rab arbeitet am PFC-Ausstieg: Sämtliche langkettigen Fluorcarbone (C8), die als besonders toxisch gelten, wurden bereits aus der Lieferkette entfernt. »Manche kurzkettigen Fluorcarbone (C6) werden allerdings noch für einige unserer hochtechnischen Produkte benötigt."
Bis 2025 sollen indes sämtliche Produktreihen fluorcarbonfrei sein. Um das zu erreichen, arbeitet Rab mit all seinen Lieferanten eng zusammen, denn Nachhaltigkeit ist vor allem eins: Teamarbeit.
Langes Leben für Daunen
Seit dem Jahr 2021 betreibt Rab in Großbritannien ein Daunenrecycling-Programm mit Sammelstellen auf Messen, Veranstaltungen und am Hauptsitz der Firma. Nun wird es auf die EU ausgeweitet. Rab’s Service Centre in Leusden/Niedelande sammelt "End of Life"-Produkte, die man ohnehin entsorgen würde, weil sie sich nicht reparieren lassen. So verbleibt dieser wertvolle Rohstoff weiterhin im Produktkreislauf und geht nicht verloren. Ob es sich um Outdoor-Equipment handelt, ist nebensächlich: Bislang wurden vor allem Federbetten und -kissen abgegeben. Von den Sammelstellen versendet Rab sie an seinen italienischen Daunenrecycling-Partner Minardi. Dort reinigt man das Material und gibt es als nach dem "Global Recycled Standard" zertifizierte Daunen weiter. Manches davon findet seinen Weg auch in Rab-Produkte.