Otto Leodolter: 50 Jahre Textilproduktion, wie wir sie bei Löffler betreiben, stets an diesem Standort, das ist schon außergewöhnlich, denke ich. Wir konnten ihn immer gut aufrechterhalten und beschäftigen über 200 Mitarbeiter.
Ja, sie war eine Pionierin der Nachkriegszeit. Anfangs wurde oft nachts gearbeitet, weil es tagsüber keinen Strom gab. Aber nach ein paar Jahrzehnten wäre die Firma, die vor allem Feinstrumpfhosen und Damenstrickmode herstellte, beinahe pleitegegangen. Zum Glück übernahm der ebenfalls in Ried ansässige Ski-Produzent Fischer uns 1973 – damit begann Löfflers erfolgreiche Geschichte als Sportartikelmacher.
Doch. Aber es kam zum Glück nicht zu Umsetzungen. Einen Teil unserer Produkte lassen wir allerdings unter anderem in Bulgarien nähen, besitzen dort seit 2012 ein Tochterunternehmen mit etwa 100 Mitarbeiterinnen. Abgesehen davon, dass wir bei aller Regionalität auch wirtschaftlich bleiben müssen: So viele Näherinnen würden wir hier in Ried überhaupt nicht zusammenbekommen. Wir arbeiten bei den Näharbeiten außerdem mit langjährigen Partnerbetrieben – ausschließlich innerhalb Europas – zusammen.
In Sachen Essen ist Regionalität ohnehin längst stärker im Bewusstsein als bei Kleidung. Aber wenn möglich, beziehen wir Stoffe, Garne und Einzelteile wie zum Beispiel Reißverschlüsse aus europäischer Produktion. Und: Gerade die Strickerei am Firmensitz in Österreich ist unser Herzstück, denn wir produzieren dort 70 Prozent aller Stoffe für unsere Produkte selbst. Aber man kann die Regionalität von Lebensmitteln und Kleidung nur sehr bedingt miteinander vergleichen. Entsprechende Lebensmittel werden meist nicht allzu weit vom Produktionsort gekauft und verzehrt. Das funktioniert im Bereich Sport- und Outdoorkleidung so natürlich nicht.
Unter anderem kompensieren wir seit 2020 ausgewählte, nicht vermeidbare CO2-Emissionen über die Finanzierung von Klimaschutzprojekten. So haben wir zum Beispiel bisher einen Windpark unterstützt, und seit kurzem fördern wir ein Projekt zur Biogasaufbereitung, beide in Bulgarien. Das erschien uns naheliegend, da wir dort ja produzieren. Ein Teil unseres Stroms kommt von eigenen Photovoltaikanlagen. Und alle unsere Produkte sind entsprechend dem Oeko-Tex-Standard 100 schadstofffrei. Dazu sind unsere beiden Produktionsbetriebe in Ried und Bulgarien Oeko-Tex SteP zertifiziert, was für uns sehr wichtig ist. Denn diese Zertifizierung belegt eine umweltbewusste Textilproduktion und faire Arbeitsbedingungen.
Durch unsere Kooperation mit »retraced«, einer Plattform für Nachhaltigkeitsmanagement und Rückverfolgbarkeit. Die Kunden können sich per Scan des QR-Codes auf dem Produktanhänger über die Lieferkette des jeweiligen Artikels informieren. Auf einer Landkarte sind alle Stationen des Herstellungswegs markiert, und man erhält Auskunft über die dortigen Produktionsschritte.
Im Jahr 2020 haben wir unseren ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Wir merkten, wie irrsinnig vielschichtig Nachhaltigkeit ist – gerade in der Lieferkette. Deshalb wollen wir darstellen, wie eine regionale Textilproduktion in Österreich und Europa aussehen kann. Zur anschaulichen Offenlegung des Herstellungswegs haben wir nach einem Partner gesucht und »retraced« gefunden. Unsere Kunden können damit einfach und transparent nachvollziehen, wo die von uns verarbeiteten Materialien herkommen und wo die einzelnen Herstellungsschritte stattfinden. Damit werden wir auch bei zukünftigen Kollektionen weitermachen.
Ein Herz für den Sport
Seit 2012 führt Otto Leodolter (57) die Geschäfte von Löffler. Die Leidenschaft für nordischen Skisport prägte seinen Werdegang: Nach einem BWL-Studium leitete er zehn Jahre lang die Sparte Ski nordisch bei der Fischer Sports GmbH und war anschließend als geschäftsführender Gesellschafter bei einem Schuhhersteller tätig. Otto Leodolter ist verheiratet, Vater von zwei Kindern und begeisterter Rennradfahrer und Langläufer.