Früher war nicht nur mehr Lametta, sondern auch mehr Schnee. Zumindest abseits alpiner Höhen wird es diesen Winter wohl grün bleiben. Führende Wettermodelle sagen kaum Frost, dafür Wind und satte Plusgrade voraus. Für dicke Daunenjacken sind das keine guten Aussichten, für Wintersoftshells hingegen könnten die Prognosen kaum rosiger sein. Mit nur leicht wärmenden Fütterungen auf der Jackenfront halten sie Wind und Kälte auf Abstand, während an weniger exponierten Stellen luftiges Stretchfleece für eine Extraportion Bewegungsfreiheit und ein ausgeglichenes Jackenklima sorgt – selbst bei galoppierendem Puls. Damit wagen Wintersoftshells den schwierigen Spagat zwischen Wetterschutz und Komfort.
Wie gut er gelingt, zeigt unser Test, für den wir zehn Modelle – je für Frauen und Männer – zwischen 200 und 310 Euro vier Wochen lang unter die Lupe nahmen: beim Wandern, Biken, Felsklettern und Trailrunning. Zusätzlich untersuchten wir den Nässeschutz im outdoor-Labor unter einer Sprühregenanlage, schließlich bringen alle Testjacken eine Kapuze sowie eine Imprägnierung mit. Auch 2022 hatten wir bereits viele Modelle im Check. Hier ging der Testsieg an die Dynafit Free Alpha Direct Jacke und an die Mountain Equipment Switch Pro Hooded.
Diese Softshells gefielen uns im Test 2023 am besten
Der Jackentest unter der Lupe
- Tragekomfort: Das wichtige Kriterium gibt Aufschluss über den Jackenschnitt und über die Bewegungsfreiheit – beim Rucksackwandern, aber auch beim Radfahren, Laufen und Kraxeln. Dabei prüften die Testerinnen und Tester auch, wie die Kapuze sitzt, außerdem das Materialgefühl: Ist der Stoff sehr fest und dick oder raschelig, kostet das Punkte.
- Wetterschutz: Hybridjacken sind keine Regenjacken. In erster Linie sollen sie vor Wind, Kälte und eventuell noch leichtem Sprühregen schützen, und zwar auf Tour, also mit Rucksack auf dem Rücken, weshalb viele Kandidaten hier wenig bis gar nicht isoliert sind. Zudem verglichen wir sie beim Radfahren, Klettern und Trailrunning.
- Wind- und Kälteschutz: Dabei achteten wir nicht nur auf das Material, sondern auch auf die Konstruktion, also wie gut sich Kragen, Kapuze und Ärmelbündchen schließen lassen. Zusätzlich zum Praxistest mussten die Probanden in einer Sprühberegnungsanlage zeigen, wie gut sie imprägniert sind und wie lange sie Nieselregen abhalten. Vor der Beregnung wurden alle Jacken zweimal gewaschen.
- Praxis/Ausstattung: Wie leicht gleiten Reißverschlüsse und Kordelzüge? Lassen sie sich mit Handschuhen fassen? Gibt es genug Taschenplatz, auch mit umgeschnalltem Rucksack oder Kletterhüftgurt? In dieses Kriterium fließt auch die Material- und Verarbeitungsqualität mit ein, Auffälligkeiten werden im Test erwähnt. Klimakomfort im Gegensatz zu Wärmejacken sind Hybridmodelle für sportliche Aktivitäten ausgelegt. Wie gut sie beim Rucksackwandern, Trailrunning und Biken abdampfen und so Hitzestau vermeiden, spiegelt dieses Kriterium wider.
Füllungen, Stogge und Imprägnierungen im Check
- Primaloft Gold: Das in diesem Test am häufigsten verarbeitete Isolationsmaterial besteht zumeist aus Recycelfasern. Im Testfeld kommt es vor allem in der Version Gold zum Einsatz. In der Ausführung "Bio" besteht Primaloft aus recycelten und vollständig biologisch abbaubaren Fasern, bei "Cross Core" (im Test bei Black Diamond) stecken hingegen Partikel in den Fasern, die aus Raumanzügen stammen und noch wirksamer dämmen.
- Polartec Alpha: Die für sportliche Aktivitäten entwickelte Isolationsfaser kann in puncto Wärmeleistung mit anderen Füllmaterialien wie Primaloft Gold nicht ganz mithalten, überzeugt dafür aber umso mehr mit überragendem Feuchtigkeitstransport, schneller Trockenzeit und hervorragender Klimatisierung. Im Testfeld kommt Polartec Alpha diesmal nur bei Karpos zum Einsatz.
- Pertex Quantum: Das dünne Nylonmaterial kommt bei vielen Softshells im Test als fast winddichter Außenstoff zum Einsatz. Durch die engmaschige Gewebestruktur hält Pertex – gut imprägniert – auch Nässe ab und punktet mit Abriebfestigkeit. Es fällt geschmeidig aus und trocknet flott. Quantum mit dem Zusatz "Air" lässt Wind spürbar durch – für ein noch besseres Klima bei hohem Puls.
- Polygiene: Auf Silberchlorid basierende Ausrüstung, die geruchsbildende Bakterien bekämpft. Dadurch riecht die Kleidung länger frisch und muss seltener gewaschen werden. Polygiene wird ähnlich wie Farbe in die Textilfasern eingearbeitet und kann sich somit nicht herauswaschen. Im Testfeld kommt Polygiene nur bei der Jacke von La Sportiva zum Einsatz.
- Schurwolle: Artilect und Ortovox verwenden das Naturmaterial als isolierenden Füllstoff anstelle von Primaloft & Co. Wolle nimmt im Vergleich zu synthetischen Füllungen Feuchtigkeit auf, was sich wohltuend aufs Körperklima auswirkt.
- Imprägnierungen: Damit Nässe vom Außenstoff abperlt, wird dieser imprägniert. Die Wirkung lässt durch Schmutz und Abrieb mit der Zeit nach, vor allem PFC freie Imprägnierungen schwächeln oft rasch, wie auch der Test zeigt. Ausnahme: die Imprägnierung von Empel (Artilect, Black Diamond).
Daunenjacken und Hybridjacken: der Test 2022 zum Download