Jahresbilanz beim Artenschutz: Die Internationale Rote Liste des World Wide Fund For Nature zeigt jedes Jahr, wie es aktuell um die gefährdeten Tier- und Pflanzenarten bestellt ist. Bekanntlich tragen die globalen Herausforderungen nicht dazu bei, dass die Liste schrumpft, mittlerweile tummeln sich dort mehr als 44.000 Arten. Besonders schlecht ging es 2023 etwa Löwen, Humboldt-Pinguinen, Flussdelfinen im Amazonas und dem Nordsee-Kabeljau. Der unermüdliche Einsatz vieler Natur- und Tierschützer sorgt aber auch für Hoffnungsschimmer, beispielsweise ein Rettungsprogramm für Wisente im Kaukasus. Und der bayerische Fischotter wurde gerade noch vor der Abschussfreigabe bewahrt.
Die Gewinner des Jahres 2023
Trotz der vielen negativen Beispiele gibt es laut WWF im Artenschutz aber auch Lichtblicke: Die Zahl der Breitmaulnashörner ist erstmals seit zehn Jahren wieder gestiegen. Auch die Entwicklung der Tiger-Zahlen in einigen asiatischen Ländern zeigt einen erfreulichen Aufwärtstrend. Dass vor 100 Jahren gestartetes Rettungsprogramm für Wisente zeigt ebenfalls Wirkung und beweist, dass man selbst in freier Wildbahn ausgestorbene Arten wieder ansiedeln kann. Außerdem zu den Gewinnern zählen die Westlichen Saiga-Antilope, deren Population sich stark erholt hat. Deutschlands größter Erfolg lässt sich bei den bayrischen Fischottern verzeichnen.
Die Verlierer des Jahres 2023
Leider gibt es auch 2023 wieder zahlreiche "Verlierer" im Tierreich. Hohe Wassertemperaturen von bis zu 39,1 Grad Celsius haben zum Tod von mehr als 200 Exemplaren bei den Flussdelfinen des Amazonas geführt. Nach wie vor zu kämpfen haben auch die Löwen. So sind die majestätischen Wesen seit 2002 aus 36 Prozent ihres Verbreitungsgebietes verschwunden. Auch das Amphibiensterben geht weiter voran. 40 Prozent aller Arten sind hierbei stark bedroht. Aufgrund der Vogelgrippe verendeten zudem ca. 3.000 von den 10.000 in Chile lebenden Humboldt-Pinguinen.
Die größte Aussterbewelle seit Ende der Dinosaurierzeit rollte auch 2023 praktisch ungebremst über unsere Natur hinweg. Alle Faktoren, die das Artensterben befeuern, sind menschengemacht. Wir Menschen sind hier Täter und Opfer. Schließlich sind wir für unser eigenes sicheres und gesundes Leben auf vitale Ökosysteme und Artenvielfalt angewiesen.
(Kathrin Samson, Vorständin Naturschutz beim WWF Deutschland)