Lage & Charakter der Insel
Die Kanareninsel La Palma ist mit 726 Quadratkilometern die drittkleinste Insel der Kanaren. Sie liegt über 1500 Kilometer vom spanischen Mutterland entfernt vor der afrikanischen Küste und bietet ein vom Massentourismus unberührtes Naturidyll. Die Landschaft ist geprägt vom gewaltigen Krater der Caldera de Taburiente im Zentrum, dessen Rand bis zu 2246 Meter aufragt. Nach Süden schließt sich eine Kette von Vulkanbergen an. Der üppigen Vegetation (urwaldartige Lorbeerwälder, ausgedehnte Kiefernwälder, Drachenbäume, Palmen, Bananenplantagen) verdankt sie den Beinamen »Isla Verde« – Grüne Insel. Kanarenstrom und Passatwinde sorgen das ganze Jahr über für ausgeglichene Temperaturen. Die Winter sind mild, die Sommer nicht allzu heiß – lediglich in den Bergen kann es kalt werden. Faustregel: Der Süden ist in der Regel sonnensicher, im Nordosten kann es mitunter regnen, da die Passatwolken dort in den Bergen hängen bleiben.
La Palma nach dem großen Vulkanausbruch 2021: Die Behörden des Landes zeigten sich schon kurz nach dem großen Vulkanausbruch zuversichtlich – schließlich waren auch "nur" etwa 10 Prozent der Inselfläche davon betroffen. Der Ausbruch hatte die Outdoor-Optionen kaum eingeschränkt – im Gegenteil, der Vulkan Cumbre Vieja mit den beeindruckenden Lavafeldern dürfte sich mit der Zeit zu einer großen Attraktion entwickeln. Auch die bei Wanderern beliebte Ruta de los Volcanes ist nun wieder begehbar. Bis zum Vulkanausbruch im September vergangenen Jahres galt sie als absolutes Touren-Highlight. Auf der 24 Kilometer langen Route gehen Wanderer nun direkt an den erkalteten Lavaströmen der jüngsten Eruption vorbei – ein Erlebnis.
Reiseinfos & Tourenplanung
- Hinkommen: Von Deutschland aus erreicht man La Palma in viereinhalb Flugstunden. Condor steuert den Inselflughafen Santa Cruz de la Palma von mehreren deutschen Flughäfen ein- bis zweimal die Woche direkt an (ab etwa 300 Euro), wer mit Iberia fliegt, legt einen Zwischenstopp in Madrid ein (ab etwa 380 Euro).
- Herumkommen: Einige Wanderziele sind mit dem öffentlichen Bus erreichbar. Für zirka 80 Euro die Woche kurvt man im Mietwagen über die Insel (z. B. bei billiger-mietwagen.de). »Kurven« ist wörtlich gemeint: La Palmas Straßen schrauben sich oft in tollkühnen Serpentinen die Berge hinauf. Wer sich einer geführten Tour anschließt, wird vom Wanderbus zum Start gebracht und am Endpunkt wieder abgeholt (buchbar z. B. über islabonitatours.com, Tagestour je nach Ziel um 50 Euro).
- Informieren: Analog: Der Reiseführer »La Palma« kombiniert Tourismus-Infos und Wanderführer (Michael Müller Verlag, 18 Euro). Digital: Die Apps outdooractive und komoot bieten Tourenvorschläge für La Palma. Aktuelle Reiseinformationen gibt es auf visitlapalma.es/de.
- Orientieren: Kompass Rad-/Wanderkarte 232, »La Palma«, 1:50000, 12 Euro.
- Klima und beste Zeit: Die »Insel des ewigen Frühlings« eignet sich ganzjährig zum Wandern, von Juli bis September kann es jedoch heiß werden. Das Wetter variiert innerhalb der Insel: Die Gebirgszüge der Insel wirken als Klimascheide. Im Osten ist es oft feucht und bedeckt, im Westen strahlt meist die Sonne.
- Hier könnt ihr euch unseren Reisebericht über die Kanareninsel La Palma als PDF herunterladen:
5 Wandertipps auf der Vulkaninsel La Palma
1. Durch die Caldera
13 km, 5 Std., 200 Hm hinauf, 1000 Hm hinab, mittel
Die Paradewanderung in den Caldera-Krater beginnt in Los Brecitos – per Wandertaxi vom Parkplatz Barranco de las Angustias erreichbar (rund 50 Euro, keine Privatfahrzeuge erlaubt). Im Schatten alter Kiefern die Caldera-Flanke hinab zum Aussichtspunkt Lomo del Tagasaste. Weiter abwärts, über den Taburiente-Fluss und zum Infozentrum (Toiletten, Wasser). Vorbei am Roque Idafe in den Barranco de las Angustias, unten dem Lauf des Rio Taburiente folgen, hier und da queren. Die Tour endet am Angustias-Parkplatz.
2. Zur Piratenbucht Paris de Candelaria
11 km, 4,5 Std., 900 Hm, mittel
Vom Örtchen Tijarafe hinab in die Schlucht Barranco del Jurado. An deren Grund wartet die steinige Playa del Jurado. Nach einem Gegenanstieg hinab in die Candelaria-Bucht. Dort versteckt sich unter einem Felsüberhang ein winziges Dorf. Früher hausten Schmuggler in den weißen Steinhütten, heute dienen sie als Wochenendquartiere. Der Rückweg hat es in sich: Es geht vorbei an Höhlenbehausungen und dann auf der linken Seite des Barranco del Pueblo die Felsküste hinauf.
3. Vulkan Teneguia
13 km, 5 Std., 750 Hm, leicht
Ab dem Besucherzentrum des Schichtvulkans San Antonio leitet der GR 131 bergab zum Teneguía und auf seinen Gipfel; Blick auf Teneriffa, La Gomera und El Hierro. Durch Schlacke- und Aschefelder ans Meer und zum Leuchtturm Faro de Fuencaliente. Hier lohnt ein Besuch der Saline. Zurück wandert man am Windpark vorbei und durch Lavahänge bergauf.
4. Urwald Los Tilos
16 km, 6 Std., 1100 Hm, mittel
Von Los Tilos durch die Schlucht Barranco del Agua, nach 45 Minuten Aufstieg durchmischen Kiefern den Lorbeerwald. Auf 1450 Metern er- gießt sich die Cordero-Quelle in einen Kanal. Dem Kanal folgen und durch einen Tunnel zur Marcos-Quelle. Ab hier leitet der Weg talwärts durch zwölf bis zu 350 Meter lange Tunnel und mündet bei Casa del Monte in die Pistenstraße nach Las Lomadas (Bushaltestelle im Ort). Lampe und Regenschutz mitnehmen!
5. Roque Muchachos
10 km, 4 Std., 1070 Hm, leicht
Per Auto auf den höchsten Berg der Insel, den Roque de los Muchachos (2426 m). Von dort auf dem Kammweg mit spektakulären Blicken in den Kessel der Caldera de Taburiente zum Pico de la Cruz (2351 m) wandern. Rück- wie Hinweg.
Wo kann man auf La Palma gut übernachten?
- Mit Komfort: Das schicke Hotel Benahoare in Los Llanos de Aridane bietet eine gute Basis für Touren in die Caldera. Üppiges Frühstück mit leckerem regionalem Obst: Bananen, Papaya, Avocado. DZ ab 70 Euro, Frühstück 8 Euro. hotel-benahoare.com
- Selbstversorgt: »Turismo Rural Isla Bonita« vermietet alte, renovierte kanarische Landhäuser in verschiedenen Preisklassen und an unterschiedlichen Standorten. Meist liegen sie ruhig und mitten in der Natur. Gesamte Unterkünfte für zwei Personen ab 50 Euro/Nacht. islabonita.com
- Mit Veranstalter: Wer gerne individuell reist, sich aber nicht um Flüge und Unterkünfte kümmern möchte, findet für La Palma beim Veranstalter Wikinger Reisen ein großes Angebot. Auch klassische geführte Wander- und Trekkingreisen hat er im Programm. wikinger-reisen.de
Wo kann man auf La Palma gut essen/einkehren?
- Bar-Food: Pedro Castillo, der Besitzer einer kleinen Gastrobar in Los Llanos de Aridane, setzt auf regionale Bioprodukte und allergieverträgliche Kost. Seine fantasievollen Kreationen sind inspiriert von der Renaissance- Küche. elduendedelfuego.com
- Frischer Fisch: Der Ort Puerto de Tazacorte gilt als gute Adresse für alle, die gerne Fisch essen. An der quirligen Hafenpromenade reiht sich ein Restaurant ans nächste. Zu empfehlen: Die Fischplatte im Kiosco Teneguía für eine oder mehrere Personen. La Explanada, 38779 Tazacorte, Tel. 0034/922/406136
- Mediterrane Welt-Küche: In die kreative, spanisch-mediterrane Küche des »Franchipani« mischen sich Einflüsse aus aller Welt. Das Restaurant liegt an der Hauptstraße von El Paso nach Los Llanos. Info: franchipani.com
Tipps von Reisejournalistin Lena Jauernig
- Wilder Strand: Strömungen machen das Baden an der Playa Nogales gefährlich. Dennoch ist der schwarze Strand zu Füßen der grünen Steilküste von Puntallana ein Juwel. Ein Treppenweg führt ans Wasser. Abstecher zur Höhle Cueva del Infierno einlegen! Anfahrt: Von Santa Cruz zur Ortsmitte von Puntallana, dort den Schildern folgen.
- Insel-Historie: Die Inselhauptstadt Santa Cruz war zu Kolonialzeiten ein wichtiger Hafen. Das sieht man beim Gang durch gepflasterte Gassen, vorbei an historischen Gebäuden und Plazas.
- Weißes Gold: Die Saline von Fuencaliente ganz im Inselsüden gibt Einblicke in das Handwerk der Meersalzgewinnung. (salinasdefuencaliente.es)
Extra-Tipp: "Dia de los Indianos" – Am Rosenmontag trägt ganz Santa Cruz Weiß, dazu Panamahüte, Fächer, Zigarren. Überall stiebt Talkpulver. Der Brauch spielt auf Emigranten an, die zu Kolonialzeiten arm nach Lateinamerika fuhren und reich zurückkehrten.
"Früher ging man davon aus, bei den Kanarischen Inseln handele es sich um einen Teil Afrikas. Das Vorkommen von Kissenlava belegt jedoch, dass La Palma als Folge unterseeischer Vulkanausbrüche entstand: Kissenlava bildet sich, wenn Lava unter Wasser austritt und das kalte Meer die Oberfläche extrem schnell abkühlt. Doch auch in jüngster Zeit ging es auf La Palma heiß her – wie wir an Tag drei lernen. »Wir fahren in den Süden«, sagt Jonás. Dort erhebt sich die bis zu 1950 Meter hohe Cumbre Vieja, eine Kette aus mehr als hundert Vulkanen. Allein in den letzten 70 Jahren ereigneten sich hier vier Eruptionen.
Ausdauernde Wanderer können die Ruta de los Volcanes komplett überschreiten. Eine Paradetour, aber uns zieht es heute zum südlichsten Ausläufer der Cumbre, dorthin, wo sich 1971 der jüngste Vulkanausbruch der Insel ereignete: Der Teneguía spie damals 23 Tage lang Lava und Asche. Eine fünfstündige Rundwanderung führt vom Vulkan San Antonio über den Teneguía bis ans Meer und wieder zurück. Den Höhepunkt bilden die dunklen Schlacke- und Aschefelder rund um den 439 Meter hohen Teneguía – wie auf dem Mond sieht es aus. Auch südlich des Teneguía wandern wir noch über schwarze Lava und schauen dabei hinunter aufs tiefblaue Meer.
Als wir die Küste erreichen, leuchtet uns eine dritte Farbe entgegen: Weiß. Hier am Punta de Fuencaliente werden in einer Saline jährlich 600 Tonnen Meersalz gewonnen. Ich kann mich kaum sattsehen am schwarz-blau- weißen Kontrast. Von ganz oben, von 6500 Metern, sind wir jetzt bis auf 4000 Meter über dem Meeresgrund hinabgestiegen. Die Insel besitzt hier ein völlig anderes Gesicht. Doch sie bleibt auch hier ganz die Isla Bonita – die schöne Insel" ...
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