Strände, Surfen, Windsurfen, Kitesurfen, dafür ist "Fuerte" bekannt! Doch auf der Kanareninsel kann man auch beim Wandern einiges erleben. Welche Touren wir euch empfehlen können, lest ihr in diesem Artikel, auch als PDF zum Download erhältlich (+ weitere Tipps auf den anderen Kanareninseln)
- Hinkommen: Für Hin- und Rückflug (zum Beispiel Lufthansa) ab München zahlt man ab rund 350 Euro. Iberia fliegt zum Teil recht günstig auf die Kanarischen Inseln, allerdings mit Umsteigen in Barcelona oder Madrid, mitunter auch noch mit Zwischenstopp auf Teneriffa.
- Herumkommen: Mietwagen gibt es auf cicar.com. Der Vermieter hat Büros am Flughafen und in allen touristischen Zonen. Busse steuern leider nicht alle Teile der Insel an, Fahrpläne findet man auf tiadhe.com. Taxis lassen sich in nahezu jeder Ortschaft auftreiben und verlangen 50 bis 60 Cent pro angefangenem Kilometer, der Mindesttarif beträgt 3 Euro.
- Beste Zeit: Fuerteventura ist ein Ganzjahres-Wanderziel, zu jeder Zeit herrschen angenehme Shirt-Temperaturen. Der Nordostpassat bringt zum Teil kräftigen Wind über die Insel, zu starken Niederschlägen kommt es anders als auf den feuchteren Westinseln aber nur selten.
Übersichtskarte und Wandertipps
1. Vulkane im Norden
Start: Lajares (Bushaltestelle Campo de Fútbol). Dem beschilderten Weg »Calderon Hondo« in Richtung Montaña Colorada folgen, einem rötlichen Berg. Nach einer Gabelung hinauf zum Rand des Hondo-Kraters und dort die Aussichtsplattform mit Blick auf den Talkessel genießen. Nach dem Abstieg mündet der Weg in den GR-131, der am Vulkan Bayuyu vorbei nach Corralejo führt.
2. Wilde Steilküsten – Rundtour ab Los Molinos
Am linken Rand der Bucht die Basaltklippe zum Tablero de la Vega Vieja hinaufsteigen. Entlang der Abbruchkante des Küstenplateaus über mehrere Schluchten zum Barranco de la Fuente Blanca (hier kleines Steinhaus). Ab dort inseleinwärts und gen Norden bis zum Barranco de las Salinas und gen Osten (die Straße überquerend) nach Los Molinos.
3. Zur Küste bei Ajuy
Von Vega de Río Palmas (Kirchplatz) zum Barranco de Río Palmas. Am Stausee Presa de la Peñitas vorbei, dann über einen Felssteig zur Eremita Nuestra Señora de la Peña. Oberhalb der Kapelle zum Schluchtausgang. Dem Wanderweg am Barranco de Mal Paso bis Ajuy folgen. Ein Abstecher über die Kalkklippen im Norden des schwarzen Strandes zum Felstor Peña Horadada lohnt sich.
4. Fuerteventuras höchster Inselberg
Start: Ortseingang von Jandia Playa (Shopping Center). Entlang der FV-2 zum Verkehrskreisel, von dort hinauf bis kurz vor das Wasserreservoir (Tanque Aqua). Hier auf weiß-gelber Markierung hinauf zum Pico de la Zarza (812 m). Kurz vor dem Gipfelweg geht es an den Talahijas (zwei rund 200 Meter hohen Bergen) vorbei auf den Gipfel des Pico de la Zarza. Auf demselben Weg zurück.
5. Drei-Küsten-Rundweg
Von Puerto de la Cruz (El Puertito) an der Westseite der Halbinsel Jandía entlang. Vorbei an der Playa de Ojos und kleinen Sanddünen zu den Las-Talahijas-Bergen. Durch felsiges Gelände mit Blick auf das Jandía-Massiv zur Agua Cabras (Ziegenwasser-Quelle). Es folgt ein leichter Anstieg zur Degollada de Agua Cabras, dann wieder hinab und gen Süden nach Las Salinas. Über den GR-131 (den westlichsten Abschnitt des europäischen Fernwanderwegs E7 von El Hierro über Fuerteventura nach Lanzarote) zurück zum Startpunkt.
Weitere Tipps zur Planung eurer Reise
- Karte und Literatur: Kompass-3 in 1-Wanderkarte Nr. 240 Fuerteventura (Wandern, Fahrradfahren, Surfen), Maßstab 1:50 000, 11,99 Euro. Rother Wanderführer Fuerteventura mit 30 Tourenbeschreibungen, Kartenausschnitten und GPS-Tracks zum Herunterladen, 14,90 Euro. Wandervorschläge für Fuerteventuras wilde Westküste, Hintergrundinfos und praktische Tipps: Auf den Spuren der Fischer von Sabine Kiesewein, Natour Verlag Geesthacht, ISBN 978-3-00- 060406-5, 18,90 Euro.
- Informieren: Auskunft über die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten erteilt das Spanische Fremdenverkehrsamt unter spain.info mittels einer interaktiven Karte. Weitere Infos (Spanisch und Englisch) unter visitfuerteventura. es, deutschsprachiges Inselmagazin: el-foco.de
Unterkünfte
- Turismo Rural: Traditionelle Landhäuser (casas rurales) werden durch die Vermietung an Touristen vor dem Verfall bewahrt. Sie sind in der Regel vorbildlich restauriert, mitunter etwas abgelegen und verfügen meist über einen kleinen Garten. Eine Auswahl an Miethäusern und kleinen Hotels findet sich unter fuerteventurarural. org/alojamientos. Preis: ab 40 Euro pro Nacht (bis vier Personen).
- Kunstvolle Ferienhäuser: In der Nähe des Fischerdorfes Tarajalejo im Süden der Insel warten fünf hübsche Ferienhäuser, gestaltet von einer Künstlerin, zum Teil inspiriert von den vier Elementen Erde, Feuer, Wasser, Luft, Preis: ab 53 Euro pro Nacht. Infos unter alternativehouse.es/de/
- Risco del Gato: Todschicker Hotelkomplex in 30 000 m² großer Grünanlage mit mehreren Pools bei Costa Calma, 200 Meter vom Strand entfernt. Preis: p. P. ab 75 Euro pro Nacht für ein Doppelzimmer inkl. Frühstück, hotelriscodelgato.com
Wenn der Magen knurrt
- La Sombra: Das vor allem bei jungen Leuten beliebte Lokal »La Sombra« ist eine grüne Oase in der alten Insel- Hauptstadt Betancuria. Gekocht wird viel mit regionalen Zutaten. Es gibt zum Beispiel Tortillas, Tapas und Burger auf pflanzlicher Basis (ohne Soja), alles zu erschwinglichen Preisen, lasombra.es
- El Invernadero: Originelles veganes/vegetarisches Restaurant in einem Gewächshaus der Insel-Hauptstadt Puerto del Rosario (Llanos Pelados 4 c), elinvernaderorestaurante.es
Die persönlichen Tipps von Reiseautorin Sylvia Lischer
- Straßenkunst: Fuerteventuras »Murales« zieren viele Fassaden und Mauern. Es werden ständig mehr, bisweilen von internationalen Künstlern. Beeindruckende Exemplare findet man u. a. in El Cortillo und Puerto del Rosario.
- Wochenmarkt: Der Bauernmarkt Oasis Park in La Lajita (Sonntag, 9–14 Uhr) lohnt einen Besuch. Neben Obst, Gemüse und Handwerkskunst werden auch Exkursionen angeboten. mercaoasispark.com/de
- Einwanderer: Die Population nordafrikanischer Streifenhörnchen auf der Insel schätzt man aktuell auf über eine Million. In größerer Zahl sieht man die putzigen, bei Bauern aber unbeliebten Nager am Mirador del Risco de las Peñas.
"Filmreif" – der Reisebericht aus Fuerteventura
Kanarische Dattelpalmen rücken ins Blickfeld, Lorbeerbäume und Tamarisken. Der Weg führt entlang eines Bachbettes, hier und da gesäumt von Schilf, in dem der Wind spielt. Ein Säuseln, das kaum die Aufmerksamkeit einer der vielen Surfer auf sich ziehen könnte, die sich an den Küsten dieser Insel tummeln. Fuerteventura – für die europäische Surfszene steht dieser Name für starken Wind: »fuerte viento«. Auf alten Seekarten kursieren für die Kanarischen Inseln klangvolle Bezeichnungen wie »islas afortunadas«, »glückselige Inseln«. Dem Namen Fuerteventura, dessen Herkunft nicht eindeutig geklärt ist, könnte also auch das Glück zugeschrieben sein. Auf Postkarten kommt sie wüstenähnlich daher und überzeugt auf den ersten Blick nicht als Wanderdestination. Ich werde in den nächsten Tagen erkunden, ob die Insel neben Surfspots und Stränden dennoch glücksverheißendes Terrain bietet.
Die Route, auf der ich frühmorgens am Tag nach der Ankunft unterwegs bin, führt von der kleinen Ortschaft Vega de Río Palmas zum Barranco de las Peñas – einem palmenbestandenen Bachbett, das sich nach Westen in eine imposante Felsschlucht verwandeln soll. Begleitet werde ich von Sabine Kiesewein, einer deutschen Aussteigerin, die seit elf Jahren auf der Insel lebt, die abgelegensten Winkel zu Fuß erkundet, Bücher schreibt und ein Inselmagazin mitverfasst. Heute wollen wir von Vega de Río Palmas zum Fischerdorf Ajuy im Westen der Insel vordringen und die Steilküste mit ihren imposanten Felsformationen erkunden. Doch noch befinden wir uns im Inneren der zweitgrößten Kanareninsel, umgeben von alten Terrassenfeldern, die sich vom Talboden bis zu den steilen Berghängen hinaufziehen. Der Wanderweg windet sich über sandigen Untergrund, Steine und grobkörniges Granulat, das so laut unter unseren Sohlen knirscht, dass ein Graureiher im nahe gelegenen Schilf erschreckt auffliegt.
Geboren in der Tiefe
Zur Linken taucht der verbuschte Stausee der Presa de las Peñitas auf, dann verengt sich der Weg und gibt den Blick auf eine Felslandschaft frei: steil aufragende Wände, Spalten, Rinnen, Strudellöcher. Hochgekocht durch einen 4000 Meter unter der Meeresoberfläche gelegenen Hot Spot, verfügt das Eiland über urtümliche Gesteinsformationen, die in großer Tiefe durch das langsame Erkalten von Magma entstanden sind. Der Barranco de las Peñas bietet viele dieser Formen: Auf 3,5 Kilometern Länge und einer Breite von 400 bis 800 Metern erstreckt sich hier Tiefengestein wie aus dem Lehrbuch für Geologie.
Das Relief Fuerteventuras ist stärker erodiert als das der restlichen Kanaren. Nach Norden lockt der Parque Natural de Corralejo mit einer weitläufigen Dünenlandschaft aus goldgelbem Sand. Die höchste Inselerhebung, den 807 Meter hohen Pico de la Zarza auf dem Südzipfel, möchte ich auf zukünftigen Wanderungen besteigen. Und im Norden warten noch die Krater der Volcanes de Bayuyo auf mich, die sich vor 50 000 Jahren in der jüngsten eruptiven Phase bildeten und die Insel um 110 Quadratkilometer vergrößerten. So viel steht aber jetzt schon fest: Fuerteventura ist bei aller Schnörkellosigkeit weitaus abwechslungsreicher, als die Motive auf den Postkarten vermuten lassen. Allerdings muss man beim Wandern auf lange Abschnitte ohne Schatten vorbereitet sein und ein Faible für eine aufs Wesentliche reduzierte Landschaft haben.
Große Stars und kleine Turner
»Ziegen«, ruft Sabine begeistert aus, zückt ihren Fotoapparat und zeigt auf eine kleine Gruppe, die waghalsig über die Felsen turnt. Sabine liebt die Tiere und hat gerade ein Buch über die auf Fuerteventura nahezu allgegenwärtige »Cabra Majorera« geschrieben – eine eigene Rasse, die sich aus den Ziege der Ureinwohner und jenen der spanischen Eroberer entwickelte. »Die Ziege ist die einzige Nutztierart der Insel, die noch in großer Zahl in Freiheit lebt«, erläutert Sabine. Nur selten werden die Tiere von den Besitzern zusammengetrieben, sodass sie sich ungehindert durch die schönsten Gegenden der Insel futtern können – zum Leidwesen der ohnehin spärlichen Pflanzenwelt. Auf der zweitgrößten Kanare dominieren Erdtöne: hell-, dunkel- und rotbraun sowie ocker. Üppiges Grün sehen wir selten. Erste Sonnenstrahlen tanzen durch die Felsschlucht Barranco de las Peñas, sorgen für täuschende Luftspiegelungen und – der Legende nach – auch für wahre Wunder. Zwei Franziskanermönche sollen, durch eine Lichterscheinung, den Weg zu einer im Felsen eingeschlossenen Madonna mit Kind aus Alabaster gefunden haben – der Nuestra Señora de la Peña. Eine kleine Wallfahrtskapelle und eine durch ein Brückchen erreichbare Höhle erinnern an die Fundstelle. Oberhalb der Kapelle folgen wir einem Felspfad zum Ausgang der Schlucht.
Hinter einigen Palmen erhebt sich ein gewaltiges blaues Gebäude mit einem zweitürmigen Torbogen. Verdutzt blicken wir auf die außerirdisch wirkende Erscheinung, bis uns zwei umherstreifende Security-Leute über die im Barranco stattfindenden Dreharbeiten zum Kinofilm Eternals informieren. Die Film-Crew mit Angelina Jolie ist heute nicht vor Ort. Zum Glück. Denn bei Dreharbeiten würden die Sicherheitskräfte keine Wanderer durchlassen. Mit seinen biblischen, bisweilen außerirdisch anmutenden Landschaften, dient Fuerteventura immer wieder als Filmkulisse. Szenen aus Star Wars wurden ebenfalls auf der Insel gedreht. Wir setzen den Weg zur Westküste fort. Unsere Blicke schweifen über steile Hänge, bis auf ein paar umherstreifende Ziegen und gelb blühenden Dornlattich sieht man kaum Leben. Flüchtig erfrischt uns ein Wasserlauf, gesäumt von Dattelpalmen. Dann übernehmen erneut Fels und Gestein das Regiment entlang der Route.
Erkennen, was im Leben wichtig ist
Schwarzer Strand empfängt uns in Ajuy, dem Fischerdorf, in dem unser Weg enden wird. Vorher wollen wir noch die hiesigen Höhlen erkunden und das Felsentor Peña Horadada, das wir über eine halbstündige Klippenwanderung erreichen. Am Nordrand von Ajuy führt der Weg zur Steilküste hinauf. Doch bevor wir den Weg in Angriff nehmen, rasten wir mit Blick auf bunte Fischerboote, die am Strand des kleinen Ortes liegen. Hier soll Anfang des 15. Jahrhunderts der normannische Adelige Jean de Béthencourt den Boden Fuerteventuras betreten haben. Auf der Suche nach den »glücklichen Inseln« oder »elysischen Gefilden«, als die die Kanaren einst galten, war er jedoch nicht. Er brachte Siedler aus der Normandie, unterjochte die einheimische Bevölkerung und suchte nach lukrativen Färberflechten der Gattung Roccella. Anders als die europäischen Seefahrer, die damals auf Fuerteventura an Land gingen, denken wir weder an Gewinn noch an Missionsbefehle. Riesenhafte Wellen donnern, immer wiederkehrend, gegen massiven Vulkanfels. Wir genießen die rauen Elemente, welche die Insel seit Jahrmillionen bearbeiten und zu einem Ziel von karger Schönheit formen. Ob nun aber der Name Fuerteventura eher etwas mit dem starken Wind zu tun hat, der hier bläst, oder mit der Glückseligkeit der »Islas Fortunadas«? Einigen wir uns darauf: Passen würde beides.