Wie komme ich zum Zweitälersteig im Südschwarzwald
Von Freiburg oder Offenburg aus mit dem Zug nach Denzlingen, dann weiter mit der Buslinie 7205 zur Haltestelle Kandel-Rasthaus, nahe dem Startpunkt der Schnuppertour an der Piuskapelle. Nach der Tour: Eine Stunde (mit Umstieg in Elzach) fahren die Busse von Oberprechtal zurück nach Denzlingen. Wer mit dem Auto anreist, parkt es ebenfalls am Kandel auf dem Wanderparkplatz. Will man unterwegs aus der Tour aussteigen, kann man mit Bus 7272 (Bleibach Bahnhof–Furtwangen) aus dem Simonswälder Tal herauskommen. Oder von Yach mit Linie 7206 nach Elzach Bahnhof fahren. Zu vielen Spots kommt man jedoch unkomplizierter im eigenen Auto. Schilder mit rotem Herz auf grünem Hintergrund markieren den Zweitälersteig durchgängig.
Die Route des Zweitälersteigs
1. Tag: Kandel–Simonswald
Vom Wanderparkplatz Kandel bei Waldkirch zu den Zweribachfällen und bergab ins Tal. Gen Norden steil hinauf zur Gaststätte Hintereck, dann westlich nach Simonswald zum Trenklehof (25 km, 8 Std., schwer).
2. Tag: Simonswald–Yachtal
Nach dem Hörnleberg-Aufstieg nordwestwärts auf den Tafelbühl, nach der Schwedenschanze (Einkehr: Gasthaus zur Schwedenschanze) und dem Siebenfelsen vom Zweitälersteig auf dem Ortenau-Baar-Weg ins Yachtal, zum Schneiderhof. (18 km, 6 Std., schwer).
3.Tag: Yachtal–Oberprechtal
Vom Gipfel über Biggertkopf, Ruttenbühl und Gschasikopf ins Elztal nach Oberprechtal (12 km, 4 Std., mittelschwer – alle Tourendetails und GPS-Daten siehe unten).
Karten und GPS-Daten gibt es auch kostenlos auf zweitaelersteig.de. Die Wanderkarte "Zweitälerland und Zweitälersteig" (1:35.000) gibt es im Onlineshop des Zweitälersteigs für 6,50 Euro.
Was brauche ich für eine Zelttour auf dem Zweitälersteig?
Volle Zeltausrüstung mit Kocher, Stirnlampe, Toilettenpapier. Einkehren in der Nebensaison ist Glückssache: besser auf Selbstversorgung einstellen. Supermärkte gibt es nur in Städten außerhalb der kleinen Täler. Im Herbst unbedingt wetterfeste Kleidung einpacken und bei vorhergesagtem Regen auch eine Plane, um den Zeltboden zu schützen
Die Zeltplätze im Schwarzwald
- Trenklehof, Simonswald: »Wiese unterm großen Baum« heißt der Platz bei MyCabin. Zum Fallobst-Takt schläft man am Fuß des Hörnleberg ein. Eine große Erle schützt vor Regen, und die morgendliche Aussicht über den Weiher ins Tal lädt zum Verweilen ein. Gastgeber Luis begrüßt euch herzlich am Trenklehof. Nacht ab 8 Euro –
- Schneiderhof, Yachtal: Am »Zeltplatz im Herzen des Schwarzwaldes« nach Jörg fragen, der euch den Weg zu einer der zwei Lagerstellen im Yachtal zeigt. Stressgeplagte finden hier Entspannung, in der Umgebung gibt es auch für Kinder viel zu erleben. Ab 13 Euro
- So funktioniert MyCabin / Nomady: Seit Dezember 2020 bringt MyCabin als Buchungsplattform Hofbesitzer und Reisende aus aller Welt zusammen. Jeder, der ein Stück seiner Heimat teilen möchte, legt sich ein Hofprofil an und verdient etwas dazu. Seit 1. Januar 2024 gehört MyCabin zu Nomady – damit stehen jetzt noch mehr Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung. Als naturliebende Camper hat das Portal das wachsendes Bedürfnis für einfache und naturnahe Schlafplätze beobachtet. Weg von der Masse, direkt in der Natur. "Einfach draußen sein", lautet das Motto.
Einkehrtipps
- Einkehr auf der Tour: Die (ja, »die«) Hintereck verwöhnt von Donnerstag bis Sonntag und feiertags bis 18 Uhr Gäste mit traditionell deftigen Gerichten. Heißer Tipp für kühle Tage: der Linseneintopf. Aber auch die vegetarischen Optionen auf dem 300 Jahre alten Hof schmecken.hintereck.de
- Zum Kuckuck: Über 8000 zwitschernde und tickende Uhren aller Größen, Formen und Alter hängen im Deutschen Uhrenmuseum in Furtwangen. 7 Euro, deutsches-uhrenmuseum.de
"Alles im grünen Bereich" – unser Reisebericht aus dem Schwarzwald
Wenn mein abenteuerliches Herz die Enge der Heimat nicht mehr erträgt, verlangt es nach neuen Erfahrungen. Viel Zeit habe ich nicht dafür, aber drei Tage sollten reichen, um eine Idee umzusetzen, die ich schon länger mit mir herumtrage: auf Zelttour gehen. Nur will ich dabei nicht auf den üblichen Parzellenplätzen vom alten Schlag übernachten, sondern schön lauschig auf der grünen Wiese. Die Buchungsplattform MyCabin, gegründet im Corona-Dezember 2020, bietet solche Plätze – oft gehören sie zu Bauernhöfen an Orten, wo man sich schon immer ein legales Plätzchen fürs Zelt gewünscht hätte, aber nie eines fand. WC und Dusche der Gastgeber kann man meist mitnutzen, und auch Hüttenfans und Campervan-Fahrer finden auf MyCabin schöne Übernachtungsmöglichkeiten.
Vor allem im bergigen Süden Deutschlands ist die Auswahl groß, und ich musste meine Bekannte Laura nicht lange überreden, mit mir ein Stück des gut 100 Kilometer langen Zweitälersteigs im Mittleren Schwarzwald auszuprobieren, mit Zelt, Kocher und allem Drum und Dran. Für die erste Nacht fiel die Wahl auf den Trenklehof, genauer gesagt: ein Stück Wiese unter einer krummen Erle, die idyllisch zwischen alten Birnbäumen wächst. Die Bilder versprachen außerdem Morgensonne, die sich im stillen Weiher nebenan bricht. Und frisches Quellwasser und Feuerholz sollte es auch zur Genüge geben.
Wir fahren zum Kandel, mit seinen 1242 Metern der höchste Gipfel im Mittleren Schwarzwald. An der Kapelle St. Pius wandern wir im feinsten Herbstsonnenschein los, tausend Meter über der Rheinebene laufen die Waden auf dem Kandel-Rundweg schnell warm. Vom Felsturm des Großen Kandelfelsens öffnet sich ein grüner Fensterrahmen, der Blick reicht über die Rheinebene und bleibt in der Ferne an einem Bergriegel hängen. Langsam taucht er aus den Wolken auf. »Die Vogesen«, sagt Laura andächtig. Erst an der Verzweigung Kreuzacker setzen wir Fuß auf den eigentlichen Zweitälersteig, eine Runde, die das Prädikat »Deutschlands schönster Wanderweg 2019« führt und in fünf Etappen zu imposanten Felsformationen und Wasserfällen leitet. Wir werden nur drei davon schaffen, für heute steht die Königsetappe mit 700 Aufwärts- und 1500 Abwärtsmetern über 25 Kilometer an.
Mit Zelt und allem Drum und Dran
Wir haben ein frischen Herbsttag, die Natur mischt die Farben neu, Kastanien und Bucheckern plumpsen aus ihren stacheligen Mänteln, hier und da legt der Pfad Baumwurzeln als Stolperfallen aus. Nach zwei Stunden stoßen wir am Plattensee auf den Zweribach, der sich einen Kilometer weiter auf drei Fallstufen 40 Meter in die Tiefe stürzt. Unter der Woche rauscht er einem ganz privat ins Ohr, an Wochenenden wie heute hingegen teilt man sich das Konzert mit wandernden Familien und größeren Seniorengruppen. Die Wasserfälle liegen im Bannwaldgebiet Zweribach, einem der ältesten Naturwaldreservate Deutschlands. »Hier sind alle Pflegemaßnahmen untersagt«, sagt Laura, die in Freiburg Forstwissenschaften studiert. Am Wegesrand verschlingen Baumpilze flächendeckend Totholz, und auch wir bekommen Hunger. Auf der gegenüberliegenden Talseite sehen wir eine Alm aufleuchten und erhöhen das Tempo.
Der alpine Aufstieg raubt uns den Atem, die Rucksäcke sind verdammt schwer. Meine Campingtasse schlägt bei jedem Schritt klirrend gegen den Karabiner. Plötzlich, nach 300 Höhenmetern ohne Halt lässt schallendes Lachen zumindest kühle Getränke vermuten. »Sogar warme Küche!«, ruft Laura, die etwas schneller war und mir vor der Menütafel der Gaststätte Hinereck High Five gibt. Der Schweißfleck unter dem abgesetzten Rucksack trifft auf einen plötzlich aufkommenden, scharfen Herbstwind und lässt mich frösteln. Ich ziehe mein Hemd über. Mit aufgefüllten Wasserflaschen steigen wir 600 Meter hinab zur Wilden Gutach ins Simonswälder Tal und lassen uns fernab der stark befahrenen Talstraße nach Simonswald treiben. Allen MyCabin-Unterkünften gemein ist die Nähe zum Landleben. Überall muht, mäht und gackert es. Wie sehr man sich am Füttern der Tiere oder einem Abendessen mit den Gastgebern beteiligt, ist jedem selbst überlassen.
Der Check-in am Trenklehof verläuft unkompliziert: Luis, der den MyCabin-Auftritt für seine Eltern pflegt, erklärt, dass wir uns auf der Wiese unseren Platz selber wählen können, und begleitet uns die ersten paar Meter. Gezahlt haben wir schon mit der Buchung. Wir tragen unsere gefühlt immer schwerer werdenden Rucksäckerund hundert Meter hangaufwärts und lassen unsere Last bei der krummen Erle fallen. Wie auf dem Foto rahmen sie Birnbäume ein – jetzt im Herbst voller reifer Früchte. Genau so ein Idyll hatten wir uns erhofft. Das Zelt ist schnell aufgebaut, doch am Lagerfeuer arbeiten wir uns einige Zeit ab. »Die Holzscheite sind viel zu feucht«, beschwere ich mich. Laura reibt ihre kalten Hände. »Komm, wir zünden mit dem Kocher vor!«, sagt Laura, und einige Minuten später lodern Flammen auf. Nach einer Stunde kriechen wir müde und geräuchert in den Schlafsack und hören, wie Birnen in Gras fallen. Ein kleiner Bach plätschert in den Weiher und weckt mich sanft. Ich wasche mir darin schnell das Gesicht. Die Espressokanne steht Minuten später sprudelnd auf dem Gasbrenner, und wir blinzeln in die Morgensonne. Beim Abschied plaudern wir noch mit Luis. »Seit zwei Monaten bieten wir die Stelle an«, erzählt er. »Und 13 waren schon vor euch da. Wir wollen den Leuten etwas Besonderes bieten und das Landleben näherbringen – wegen Geld machen wir es nicht.«
Jeder hier erlebt Abenteuer
Der Zweitälersteig schlängelt sich zwei Gehminuten entfernt den 906 Meter hohen Hörnleberg hinauf und zieht dann nordwestwärts zum Tafelbühl. Von den Startplätzen hier springen ganzjährig Gleitschirmflieger. An der Wegkreuzung »Ober den Siebenfelsen« verlassen wir die offizielle Route und bewegen uns talwärts auf dem Ortenau-Baar-Weg in Richtung Yach, Deutschlands einzigem mit Y beginnenden Ort. Spät am Nachmittag erst beziehen wir unseren Zeltplatz am Schneiderhof im Yachtal. Der Boden riecht feucht, eine Gestrüppwand hält die Sonne ab. Nebenan betreiben unsere Gastgeber Ferienwohnungen und ein Kaffeehaus – prima: Während der Öffnungszeiten dürfen Zeltgäste die Toiletten nutzen, das Handy gern laden. In der untergehenden Sonne springt eine Mädchenbande Trampolin: »Was macht ihr hier?«, fragen alle im Chor. Ich antworte und frage zurück. »Wir machen hier jedes Jahr Urlaub und dürfen morgens mit Jana Eier einsammeln!« Jana, erfahren wir, ist die Tochter des Hauses. »Und heute Abend gehen wir auf eine Nachtwanderung mit Taschenlampen!« Die Aufregung ist groß! Unsere verfliegt derweil ... wir wollen zeitig ins Zelt und dafür lieber das Lager in aller Frühe abbrechen, um den Sonnenaufgang zu genießen, bevor es 12 Kilometer lang über einen Schwarzwaldgipfel nach dem anderen geht. Eigentlich wäre mir danach, noch ein, zwei weitere Nächte im Zelt anzuhängen, irgendwo, unter einem verträumten Birnbaum ... Aber leider zwingt der Alltag unsere Herzen, morgen Abend wieder weniger abenteuerlich zu schlafen.
Etappeninfos + GPS-Daten:
1. Tag: Kandel–Simonswald
2. Tag: Simonswald–Yachtal
3.Tag: Yachtal–Oberprechtal
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