Wo liegt das Latemar-Gebirge?
Genau auf der Grenze zwischen den Provinzen Südtirol und Trentino ragt der kleine Gebirgsstock Latemar auf: zwischen dem Val di Fassa (Fassatal) beziehungsweise seiner Fortsetzung, dem Val di Fiemme (Fleimstal), dem Karerpass auf der Nordseite und dem Reiterjoch im Südwesten. Als höchster Berg des Latemar-Massivs gipfelt der Diamantiditurm – auch bekannt als Westliche Latemarspitze – auf 2842 Metern.
Beste Jahreszeit für Wander- und Bergtouren: Von Mitte April bis Anfang November. Ab Mitte Mai sind in der Regel auch die Wege in Höhenlagen über 2000 Meter schneefrei.
Reiseinfos
- Hinkommen: Mit dem Pkw ins Val di Fiemme: die Brennerautobahn (A 22) bei Neumarkt/Auer verlassen und auf der Großen Dolomitenstraße (SS 48) nach Cavalese fahren. Wer sich stattdessen in Obereggen einquartieren möchte, verlässt bei Bozen Nord/Eggental die A22, hält sich erst Richtung Bozen, dann Richtung Eggental und Birchabruck und folgt schließlich der Ausschilderung nach Obereggen.
- Zugreisende steigen in Auer, Trient oder Bozen aus. Von dort verkehren die Buslinien von SAD und Trentino Trasporti ins Fleimstal (sad.it/de). Einige Unterkünfte bieten ihren Gästen auch einen kostenlosen Shuttle an. Auch der Fernbus ist eine Anreiseoption: in vier Stunden und ab 20 Euro von München nach Bozen, z.B. über busliniensuche.de
- Herumkommen: Viele Ortschaften um das Latemar-Massiv lassen sich mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichen. Trentino Trasporti und SAD decken die Verbindungen Trento–Cavalese–Predazzo und Bozen–Ora–Cavalese–Predazzo ab. visitfiemme.it
- Orientieren: Der Wanderführer »Dolomiten 4. Fassatal mit Marmolada und Rosengarten« aus dem Rother Bergverlag leistet im Latemar-Massiv gute Dienste. 14,90 Euro
- Informieren: Touristinformationen finden sich in Cavalese, Ziano di Fiemme, Predazzo, Tesero und Obereggen. Online helfen die Websites visitfiemme.it/de, visittrentino.info/de und auch obereggen.com/de weiter.
Die fünf Top-Touren im Latemar-Gebiet
Einige der schönsten Bergwanderwege im Latemar präsentieren wir euch hier:
1. Latemar-Runde
Start dieser hochalpinen Zweitagestour ist der Karerpass. Von hier geht es über die kleine Latemarscharte bis zur Östlichen Latemarspitze auf steilen Pfaden ins Herz des Gebirgsmassivs. Über den Oberen Valordakessel gelangt man zum Rifugio Torre di Pisa, in dem übernachtet wird. An Tag zwei führt die Tour über die Almsiedlungen Außerleger und Mittelleger zurück zum Karerpass.
2. Bergtour auf den Zanggenberg
Vom Albergo Dolomiti am Lavazèjoch (erreichbar von Deutschnofen) wandert man auf den Südwestrücken des Zanggenbergs. Der gut markierte Weg führt auf den Gipfel, der Wanderer mit einem überwältigenden Ausblick vom Fleims- über das Fassatal bis zum Alpenhauptkamm belohnt. Der Abstieg erfolgt über den Ostrücken und das Reiterjoch zurück zum Lavazèjoch.
3. Der Labyrinthsteig
Diese Wanderung eignet sich gut auch für Familien mit Kindern. Sie führt durch das Felssturzgebiet »Geplänk« oberhalb des Karersees, welches der sogenannte Labyrinthsteig erschließt. Die Tour beginnt am Karerpass und führt vorerst durch die saftigen Latemar-Wiesen. Im »Labyrinth« lenkt der rot-weiß markierte Weg durch Geröll und Felstunnel. Vom Ende dieser Mondlandschaft geht es durch Fichtenwälder zurück in Richtung Karerpass.
4. Bergwanderung zur Latemarhütte
Wem die zweitägige Wanderung (Tour 1) zu schwer erscheint, kann das auch als Latemarhütte bekannte Rifugio Torre di Pisa auf diesem Weg kennenlernen: per Sessellift von Obereggen zur Bergstation, dann kommt nur wenige Minuten entfernt das erste Highlight, die Aussichtsplattform »Latemar. 360°« mit ihrem Panoramablick. Über den Erlebnisweg »Latemar.panorama« und durch die Gamsstallscharte zum Satteljoch führt die Tour zum Rifugio. Der Abstieg erfolgt über den Nordhang zurück zur Bergstation.
5. Wanderung zu den Lusia-Seen
Von Bellamonte bringt die Kabinenbahn Wanderer zur Bergstation La Morea. Über den Lusia-Pass weiter zur Lusia-Scharte, an der sich weite Blicke auf die Dolomiten Pala di San Martino, die türkisblauen Lusia-Seen und die Gebirgskette Lagorai eröffnen. Bergab geht es zum Biwak Redolf direkt am See und auf dem Weg 621 zur Malga Boche. Von hier auf dem bequemen Forstweg 623 zurück zur Bergstation.
Unterkünfte & Restauranttipps
- Traditionshotel: Das Drei-Sterne-Hotel Touring steht in zentraler Lage in Predazzo: eine komfortable Basis für Touren im Fleimstal. Die Preise für eine Übernachtung mit Frühstück beginnen bei 50 Euro pro Person. touringpredazzo.com/de
- Auf 2671 Metern: Das Rifugio Torre di Pisa am Cavignon-Gipfel – die einzige Berghütte im Latemar – begeistert Besucher mit Traumlage und hervorragender Trentiner Küche. Übernachtung 28, Frühstück 8, Halbpension 53 Euro. Geöffnet von Mitte Juni bis Mitte Oktober. rifugiotorredipisa.it
- Bed & Breakfast: Als modernes B&B verfügt die Casa de Fiemme über drei Zimmer. Alle verfügen über ein eigenes Bad und eine Terrasse. Das Frühstücksbuffet punktet mit lokalen Produkten aus dem Fleimstal. Ü/F ab 100 Euro pro DZ. casadefiemme.com
- Tradition trifft Moderne: Seit 2016 gibt es das Restaurant Radici in der Albergo al Cervo in Tesero. Hier kommen neu interpretierte Trentiner Gerichte auf den Tisch – wie Latschenkiefer-Risotto mit Rehfleisch und Himbeeren. albergoalcervo.com/ristorante
- Gemütlich und rustikal: Das Ristorante Miola in Predazzo ist in typischem Fleimstaler Alpenstil gebaut und besitzt eine große Sonnenterrasse. Als Spezialität des Hauses gelten Pfifferlingsknödel, zugleich stehen glutenfreie Gerichte auf der Karte. ristorantemiola.com
- Almeinkehr: Auf der Malga Sadole (1600 m) bei Ziano di Fiemme kann man Sennereiprodukte kaufen und sich mit klassischer Trentiner Küche stärken. Tel. 0039/348/7120227.
Meer aus Stein – unser Latemar-Reisebericht
"Als wäre vor uns noch nie jemand hier gewesen!" Fotograf Stefan Santifaller ist sichtlich begeistert. Wir blicken auf das Gewirr an Felszinnen um die Cima Valsorda (2287 m), einen der markantesten Gipfel in den Latemar-Dolomiten. Tatsächlich fühlt man sich hier Lichtjahre entfernt von jeglicher Zivilisation, obwohl uns von der Berghütte Rifugio Torre di Pisa (2671 m) weniger als ein Kilometer Luftlinie trennt. Mit langsamen Schritten folgen Stefan, mein Wanderkumpel Fabian und ich dem Bergführer Marco Bozzetta durch eine weglose Mondlandschaft aus Geröll und Felsbrocken. Immer wieder nehmen wir die Hände zu Hilfe, bewegen uns in dem Durcheinander aus Burgtürmchen, Felskolossen und versteinerten Zwergen mit Zipfelmützen mehr kraxelnd als wandernd voran. Jeder, der schon einmal die Große Dolomitenstraße zwischen Bozen und Cortina d’Ampezzo gefahren ist, hat die zerklüfteten Felsfluchten des Latemar, die scheinbar unbezwingbaren Steinpfeiler, aus der Ferne gesichtet. Nur wenige halten jedoch an, um sie zu Fuß zu erkunden. Die meisten Wanderer zieht es in den besser erschlossenen Rosengarten oder gleich an die Marmolada, den höchsten und einzigen vergletscherten Gebirgsstock der Dolomiten, die sich im Osten anschließt. Auch für Kletterer eignet sich der brüchige Fels kaum. Daher geht es im Latemar angenehm ruhig zu. Genau auf der Grenze zwischen den Provinzen Südtirol und Trentino ragt der kleine Gebirgsstock auf: zwischen dem Val di Fassa (Fassatal) beziehungsweise seiner Fortsetzung, dem Val di Fiemme (Fleimstal), dem Karerpass auf der Nordseite und dem Reiterjoch im Südwesten. Als höchster Berg des Massivs gipfelt der Diamantiditurm – auch bekannt als Westliche Latemarspitze – auf 2842 Metern.
Eine Hütte neben dem Schiefen Turm von Pisa
"Ich zeige euch noch ein paar Extra-Highlights vom Latemar!" Mit diesen Worten hatte Marco uns dazu animiert, unseren Pfad kurz zu verlassen. Auf dem Weg, dem einzigen, der durch die Hochregion des Latemar führt, kann man das am wenigsten erschlossene Massiv der Dolomiten in zehn bis elf Stunden kennenlernen. Die sogenannte Große Latemar-Runde, die Marco jedem bergfesten Besucher empfiehlt, führt vom Karerpass südlich des Hauptkamms bis zum Rifugio Torre di Pisa. Von dort geht es nordseitig wieder zurück zum Pass. "Am besten verteilt man diese Runde auf zwei Tage und übernachtet in der Hütte", sagt Marco. Wer sich den knapp 14 Kilometern und über 1000 Höhenmetern an Tag eins nicht gewachsen fühlt oder wie wir in den höheren Lagen um das Rifugio viel Zeit zum Fotografieren haben möchte, kürzt mit der Bergbahn von Predazzo zum Feudopass ab: So verringert man den Höhenunterschied auf 480 Meter und erreicht das Rifugio Torre di Pisa in zweieinhalb Stunden ...
Den ausführlichen Reisebericht + alle Toureninfos gibt es hier als PDF:
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