Es stellt sich ein, wenn man aus dem Bus steigt, der einen vom Bahnhof Mals in den kleinen Weiler Prämajur gebracht hat: ein Gefühl der Entspannung. Der Kopf wird ganz leicht in der klaren Bergluft auf 1750 Metern Höhe, die Vorfreude aufs Wandern in dieser Bergwelt steigt und steigt. Hier, im oberen Teil des Südtiroler Etschtals, eröffnet am 24. Juni eine neue Traumtour für Alpenfreunde. »360° Obervinschgau« heißt sie – nicht zuletzt wegen der beeindruckenden Panoramen, die sich unterwegs immer wieder bieten.
E5 im Passeiertal und über den Tschögglberg
Der Europäische Fernwanderweg E5 ist die beliebteste Route für Alpenüberquerer. In den Südtiroler Regionen Passeiertal und Tschögglberg zeigt er herrlich ruhige Seiten ...
"E5" klingt für die meisten Wanderer vertraut. Nicht so sehr als 3200 Kilometer langer Fernwanderweg, der von der Bretagne nach Verona führt, sondern vor allem als Alpencross-Route. Das Teilstück zwischen Oberstdorf und Meran gilt als Standardtour – und ist entsprechend frequentiert. Deutlich entspannter geht es auf der Originalroute des E5 zu, die auch durch das nördlich von Meran gelegene Passeiertal und über den Tschögglberg verläuft, den Bergrücken zwischen Meran und Bozen, mit seinen Orten Hafling, Vöran, Mölten und Jenesien.
Vier gut markierte Etappen lassen sich hier zu einer unvergesslichen Tour kombinieren. Sie beginnt an der österreichisch-italienischen Grenze am Timmelsjoch und endet in Jenesien bei Bozen. St. Leonhard in Passeier, Hirzer Hütte und Meraner Hütte beziehungsweise Kirchsteiger Alm sind die Etappenziele. Unterwegs beeindrucken die einsamen Sarntaler Alpen und idyllische Almen. Wer an Tag drei viel Tatendrang verspürt, legt einen Abstecher auf den Hirzer ein: Der höchste Gipfel der Sarntaler Alpen ragt stolze 2781 Meter auf und ist von der Hirzer Scharte, die man ohnehin überquert, in etwa einer halben Stunde erreicht. Der Weg nach oben erfordert keine Kletterei – und oben belohnt eine top Aussicht, an klaren Tagen bis zu den Dolomiten.
Auf der Meraner Hütte (1960 m) findet man sich dann am besten so rechtzeitig ein, dass man noch auf der großen Terrasse den Abendsonnenschein genießen kann. Zum Glück besitzt das Schutzhaus viele Zimmer: Wer rechtzeitig reserviert, braucht nicht im Matratzenlager zu schlafen und genießt am nächsten Morgen gut erholt das reichhaltige Frühstück. Am letzten Wandertag führt der Weg zunächst auf den Spieler (2080 m) – sehr zu empfehlen auch für den Sonnenaufgang – und zum Kreuzjöchl, um sich dann zum Kreuzjoch (2086 m) zu schlängeln, dem höchsten Punkt der Etappe. Hier lockt eine Aussichtsplattform mit Panoramablick über die benachbarten Gipfel, die Texel- und Brentagruppe bis hin zum Ortlergebiet.
Über Lärchenwiesen erreicht man am Ende der Tour das Bergdorf Jenesien, das hoch über Bozen am Hochplateau des Salten liegt. Jetzt schmeckt das Abendessen in einem der Südtiroler Restaurants besonders gut! Wie wäre es zum Beispiel mit Wildkräuterknödeln mit Speckkrautsalat oder einem Hirschbraten? Am nächsten Tag geht es dann mit der Seilbahn hinab nach Bozen – oder man hängt noch einen Tag in Jenesien an.
Auch ein guter Tipp: Ausreiten auf einem Haflinger Pferd. Namensgeber dieser Rasse ist das Dorf Hafling, die gutmütigen Tiere säumen im Sommer und Herbst die Almwiesen entlang des E5. Reitställe bieten Ausritte und Kutschenfahrten mit der bekannten Pferderasse an. Wer noch mehr »großes Kino« will, sollte unbedingt das Knottnkino bei Vöran besuchen. Es liegt auf 1465 Metern Höhe etwa 30 Kilometer südöstlich von Meran, lässt sich bestens mit einer Wanderung vom Dorf Hafling aus kombinieren und ist eine Art Freiluftkino. Wenn man in seinen Stuhlreihen Platz nimmt, gibt es allerdings keinen Leinwandfilm zu sehen, sondern einen spektakulären Blick über das Etschtal und die umliegende Alpenwelt. Knottn bedeutet im Südtiroler Dialekt Fels und bezeichnet in diesem Fall weinrote, gerundete Kuppen aus Porphyr, die in Südtirol einmalig sind – und auf einem von ihnen, dem Rotsteinkogel, steht das »Kino«.
Für spannende Zeitreisen dagegen bieten sich das MuseumPasseier in St. Leonhard sowie das »Bunker Mooseum« im hinteren Passeiertal an.
In Moos, dem Hauptort des Hinterpasseier, baute das italienische Militär im Jahr 1940 einen Bunker in den Felsen. Heute informiert die Anlage unter anderem über die Entstehung der Landschaft und führt durch 10000 Jahre Besiedlungsgeschichte bis in die Gegenwart. In den Felsen über dem Bunker leben in einem Gehege Steinböcke, denen man faszinierend nahe kommt. Wer mehr über den Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer und bäuerliche Traditionen erfahren will, ist im MuseumPasseier bei St. Leonhard richtig: Am Geburtsort Hofers wird anhand einer Dauerausstellung unter anderem das Thema »Helden« näher beleuchtet. Zudem wurde ein historischer Hof mit Mühle, Schmiede und Backofen originalgetreu wieder aufgebaut.
Info über den E5 in der Region Hafling-Vöran Meran 2000, über Ausritte, das Knottnkino und vieles mehr gibt es unter www.hafling.com
Über den E5 im Passeiertal, über die Museen der Region und alles, was Besucher sonst noch wissen sollten, informiert www.passeiertal.it Weitere Wanderinfos unter suedtirol.info
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