Weite Täler und klare Seen bilden in Slowenien Kontraste zu imposanten Wänden, Graten und Gipfeln. Das helle Kalkgestein der Julischen Alpen erinnert vielerorts an die Dolomiten, zu den Aushängeschildern der "Julischen" gehören türkis leuchtende Bäche und Flüsse. Nicht zuletzt aufgrund des Ersten Weltkriegs sind die "Julier" mit Wegen und Steigen gut für Wanderer erschlossen, Bergbahnen aber findet man nur selten. Der Triglav-Nationalpark im Nordwesten Sloweniens stellt den wildesten Teil der Julischen Alpen unter Schutz und begeistert Besucher mit Schluchten, Wäldern und Artenreichtum. Geradezu ein Muss für fitte Bergwanderer ist die Überschreitung des Triglavs (2864 m), des höchsten Berges Sloweniens. Auch eine Wanderung entlang des Flusses Soca lohnt sich. Auf italienischem Grund lockt 40 Kilometer Luftlinie westlich des Triglav der Monte Cimone (2379 m).
Beste Zeit: In tiefen und mittleren Lagen wanderst du im Frühling über Blütenteppiche und im Herbst inmitten prächtiger Farben. Im Hochgebirge reicht die Hauptwanderzeit von Mitte Juli bis Mitte September. Dann sind die Wege schneefrei und das Wetter ist am stabilsten. Ende Juni sowie im September und Oktober wandert man deutlich ruhiger.
Slowenien – Wandertipps
Tour 1: Den höchsten Gipfel Sloweniens, den Triglav, kann man schon aus 100 Kilometern Entfernung sehen. Versierte Alpinwanderer gehen ihn via Bambergweg und Pragweg (mit Klettersteigpassagen und Schneefeldquerung) an. Der Startpunkt liegt am Parkplatz am Ende des Vratatals im Norden des Gipfels. Wem neun Stunden Gehzeit zu viel sind, der übernachtet auf 2515 Metern im Triglav-Haus (1850 Hm).
Tour 2: Von der Quelle des Gebirgsflusses Soca folgt ein gleichnamiger Weg dem opalfarbenen Aushängeschild des Triglav-Nationalparks bis zur Ortschaft Bovec. Die technisch einfache, mit 25 Kilometern aber recht ausgedehnte Tour führt durch besonders ruhige Winkel des Tales. Den Fluss überqueren Wanderer immer wieder auf Hängebrücken.
(400 Hm, 5 Stunden)
Tour 3: Der Monte Cimone (2379 m) beim italienischen Tarvisio bietet Prachtpanoramen auf die Julischen Alpen. Diese Gipfeltour beginnt bei einem Parkplatz an der Straße zum Altipiano di Montasio, führt über Steiganlagen aus dem Ersten Weltkrieg hinauf zum Gipfel. Wenn man sie als Runde gehen will, beinhaltet die Tour eine Klettersteigpassage.
(940 Hm, 6,5 Stunden)
Wie komme ich nach Slowenien?
Die Zugfahrt von München über Salzburg und Villach nach Jesenice dauert rund fünfeinhalb Stunden. Mehrere Airlines bieten Flüge nach Ljubljana, Flixbusse steuern Bled, Ljubljana und andere Städte an. Herumkommen Per Bus und Bahn (potniski.sz.si) gelangen Reisende problemlos in alle Städte. Im Sommer fahren in den Bergen zusätzlich Alpenbusse: ap-ljubljana.si, alpetour.si
Wo kann ich mich informieren?
Die Kompass-Wanderkarte Julische Alpen im Maßstab 1:25.000 kostet 11,99 Euro. Der Verlag Sidarta bietet Karten im gleichen Maßstab für Triglav, Karawanken sowie die Umgebungen von Bohinj und Bovec für je 9,95 Euro an. Topographische Karten des Slowenischen Alpenvereins PZS sind über den Verlag freytag & berndt und in Buchläden vor Ort erhältlich. Die berühmten Touren sind natürlich auch auf gängigen Plattformen wie Komoot zu finden. Der Wanderführer Slowenien des Bergverlags Rother stellt 53 Touren im ganzen Land vor (16,90 Euro, rother.de). Die App Slovenia Trails des Slowenischen Fremdenverkehrsamts funktioniert auch offline. Noch mehr Infos: slovenia.info/de
Wo kann ich auf meiner Slowenien-Reise übernachten und einkehren?
- Die Berghütten des Slowenischen Alpenvereins sind in der Regel von Mitte Juni bis Ende September geöffnet. Viele Hütten in tieferen Lagen bleiben das ganze Jahr offen, außerhalb der Hochsaison allerdings oft nur am Wochenende. Infos zu Ausstattung, Zustiegen oder Reservierung stehen online unter huts.pzs.si. An Sommerwochenenden und grundsätzlich im August sollte man unbedingt vorher reservieren, am besten per Telefon. Auf den Berghütten wird meist bodenständig und deftig gekocht: Es gibt Gulasch, den Sauerkraut-Eintopf Jota oder Klobasa, die herkunftsgeschützte Krainer Wurst. Eine leichtere Alternative im Tal ist gegrillte Forelle. Im Restaurant Letni Vrt in Bovec wird sie mit Mandeln oder mit Knoblauch und Petersilie serviert. letni-vrt.com
- Im ganzen Land finden Reisende Hotels und Pensionen. Wie wäre es mit etwas Luxus? Zum Beispiel im Wasserschloss Otocě c:ÜFimDZ ab 170 Euro, grad-otocec.com. Ein gutes Basislager bilden die Touristischen Bauernhöfe, wo die Gastgeber kochen und eigenen Wein servieren: turisticnekmetije.si/de
- Campingplätze: Offizielle Campingplätze gibt es überall in Slowenien, darunter auch Schmankerl wie Glamping in der Therme: terme-olimia.com
Weitere Slowenien-Highlights
- Unterwelt: Rinnen und Spalten durchziehen die Kalkgebirge Sloweniens – und mehr als 6000 Höhlen. Manche wie die Postojna-Höhle sind mit Stegen und einer unterirdischen Eisenbahn erschlossen. Gleich in der Nähe schmiegt sich die Burg Predjama in eine Höhle (postojnska-jama.eu). Unbekannt und neu: der unterirdische Pfad am Fluss Reka beim Städtchen Škocjan.
- Paddelparadies: Auf der Socǎ gibt es Touren von Wildwasserstufe I bis V, auf der Sava paddeln Könner durch die Bohinj-Bled-Schlucht, und auf Krka und Kolpa finden Einsteiger ihr Revier. Abenteuertipp: Kajaktour in den gefluteten Gängen des Blei- und Zinkbergwerks Mežica, der »Petzen«. Geführte Halbtagstour: 50 Euro (siehe slovenia.info)
- Das Bergsteigermuseum in Mojstrana zeigt Fossilien, ausgestopfte Tiere, Filme, Fotos, alte Steigeisen, Butterfässer. Mit der VR-Brille fliegt man über den Triglav, in einer Biwakschachtel erlebt man ein virtuelles Gewitter. planinskimuzej.si
Reisebericht Slowenien
"Der Triglav (deutsch: der Dreiköpfige) ist der Nationalberg Sloweniens – er ziert Flagge, Wappen und 50-Cent-Münze des kleinen Landes. Wer nicht einmal im Leben auf dem Triglav stand, so heißt es, sei kein echter Slowene! – Eine angenehme Form des Patriotismus, die zu dem kleinen Land passt. Die Slowenen sind vernarrt in ihre Berge, der Alpenverein PZS hatte zeitweise 114.000 Mitglieder – eine unglaubliche Zahl bei nur zwei Millionen Einwohnern. Rund 10.000 Kilometer markierte Wege schlängeln sich heute durch die verschiedenen Gebirge.
Wer sie alle kennen lernen will, folgt einfach dem Slowenischen Höhenweg – einer mehr als 600 Kilometer langen Wanderroute, die schon 1953 durchgehend mit einer roten 1 markiert wurde. Sie startet in der Stadt Maribor im Osten des Landes und führt westwärts übers Bachergebirge, die Steiner Alpen und die Karawanken bis in die Julischen Alpen im Nordwesten, wo sich die höchsten Gipfel versammeln. Dort biegt der Höhenweg nach Süden ab, überquert die durchlöcherten Hügel des Krainer Karsts und endet schließlich an der Adria. Woher die Bergbegeisterung der Slowenen stammt? "Das frage ich mich auch oft", sagt Aleš Česen, einer der besten Alpinisten der Nation. Zwei Mal gewann der 40-Jährige den Piolet d’Or, quasi den "Oscar" der Extrembergsteiger. "Nun ja, die Hälfte unseres Landes sind Berge", sinniert Aleš. "Vor 100 Jahren war es ein nationalistisches Ding: Wir wollten die Österreicher und Deutschen übertreffen, die als erste unsere Gipfel bestiegen."
Das Massenpilgern auf den Triglav begann bereits nach dem Zweiten Weltkrieg, organisiert vom Slowenischen Alpenverein. Heute kommen an schönen Wochenenden Reisebusse aus dem gesamten Land angefahren. Pro Tag steigen dann häufig 1500 Menschen über die vier Routen auf den Gipfel, wo 1944 Partisanen den Grenzstein zwischen Italien und Deutschland zerschlugen – und die slowenische Fahne hissten, genauso wie Jahrzehnte später die Unabhängigkeitskämpfer am 26. Juni 1991. So heilig der Triglav auch ist, als schönster Berg Sloweniens gilt ein anderer: der formvollendete Jalovec, gerühmt als Matterhorn der Julischen Alpen. Und besonders fotogen wirkt er vom Aussichtsberg Slemenova špica aus, vor allem im Herbst, wenn die windschiefen Lärchen einen leuchtend gelben Rahmen formen ... den kompletten Reisebericht inklusive aller Tourentipps gibt es hier als PDF zum Download: