Der Wanderrucksack-Test 2024
Auf der ersten Runde konzentriert sich die Testcrew auf die sechs Kandidaten, deren Tragesystem über ein gespanntes Netz am Rücken verfügt. Es sorgt für Abstand zum Körper und damit für eine bessere Ventilation als direkt anliegende Rucksäcke (auch Kontaktrückenmodelle genannt). Wie gut das funktioniert, merken die Testerinnen und Tester beim steilen Aufstieg auf den Backelstein. Doch nicht jeder Netzrücken dampft gleich gut ab. Am trockendsten blieben die Shirts unter dem Deutet. Durch seine sehr starke Wölbung fällt der Abstand zum Rücken am größten aus. Luft strömt bei ihm nicht nur seitlich ein, sondern auch von unten. Die Netzmodelle von Lowe Alpine, Tatonka und Jack Wolfskin kühlen ebenfalls spürbar. Bei ihren Kollegen von Berghaus und Gregory ist der Effekt hingegen weniger ausgeprägt, was am geringeren Abstand von Netz und Rucksack liegt. Der aber wurde bewusst so gewählt, um die Last näher zum Körper zu bringen, sie also noch besser tragen zu können. Während beim Berghaus ein ziemlich hartes Lendenpolster einen Strich durch die Komfortrechnung macht, geht sie beim Gregory auf: luftig-weich trägt er sich, zugleich aber so präzise und kontrolliert wie ein Kontaktrückenmodell. "Der Gregory vereint das Beste aus zwei Welten", so Frank Wacker. Auch die Zuladung stimmt: Erst mit über zwölf Kilo wird er unkomfortabel. Das ist das Doppelte vom superluftigen Deuter, der mit sechs Kilo Lastgrenze im Testfeld die rote Laterne trägt. Allerdings reicht das für Tagestouren oft locker, dazu kommt: Er kostet nur 110 Euro – die Hälfte vom teuersten im Test! "Für Sommertouren mit kleinem Gepäck ist er eine top Wahl", findet outdoor-Testerin Katleen Richter. Auch der Lowe Alpine ragt aus der Netzrückengruppe heraus: Mit 730 Gramm wiegt er bis zu einem halben Kilo weniger als andere – und trägt sich dennoch super, selbst mit acht Kilo.
Zufrieden mit den Ergebnissen der erste Runde drapiert die Testcrew den Acht-Kilo-Ballast sorgfältig in die Kontaktrückenmodelle – was dank gerader Tragesysteme einfacher gelingt als bei den gewölbten Netzrücken. Alle fünf Modelle – von Bach, Blue Ice, Osprey, Rab und Salewa – besitzen keine Deckeltasche, wodurch die Packöffnung gut zugänglich liegt – und das Gewicht schrumpft. Das Modell von Blue Ice kommt so auf nur 635 Gramm, es ist das Leichteste im Testfeld. Beim Tragekomfort spielt es dennoch ganz vorne mit, was auch am Rückenpolster liegt. Es kommt ohne Versteifungen aus und schmiegt sich dadurch perfekt an. "So liegt die Last sehr nah am Rücken, lässt sich top kontrollieren", sagt Frank Wacker. Das gilt auch für die ebenfalls direkt und rückennah anliegenden Blue-Ice-Mitstreiter – und ganz besonders für den Bach. Durch seine nur entlang der Wirbelsäule versteifte Polsterung trägt er sogar Lasten von 14 Kilo bequem – Spitze im Testfeld. In puncto Ventilation kann das Quintett allerdings nicht mit den Netzrücken mithalten. Nur beim Salewa blieben die Shirts der Testerinnen und Tester halbwegs trocken, was an der mit dünnen Luftkanälen durchzogenen Auflage liegt. Ihre harte Struktur drückte aber einigen im Team störend auf die Schulterblätter, manch andere spürten sie dafür überhaupt nicht. Mit dem Osprey wurde hingegen niemand im Testteam warm. Ausgelegt für sportliche Wanderer, bringt er wie der Rab überbreite, mit Taschen bespickte Schulterträger mit, die – gut verschnürt – festen, schlackerfreien Sitz versprechen. So soll der Rucksack auch bei hohem Tempo, ja gar im Laufschritt überzeugen – was aber nur dem Rab gelingt.
Fazit: Gut gewählt ist halb getragen
So hält der Test für jeden Anspruch das richtige Modell bereit. Willst du auch an warmen Tagen einen trockenen Rücken behalten, findest du mit dem günstigen Deuter, dem superleichten Lowe Alpine oder dem laststabilen Gregory erstklassige Wanderpartner. Gipfelstürmer und Leicht-Fans werden hingegen mit dem alpin ausgestatteten Blue Ice ihr blaues Komfortwunder erleben, Speedhiker mit dem – ebenfalls leichten – Rab einen top Tourenpartner finden. Und für all jene, die sich sämtliche Aktivitäts-Optionen offenhalten wollen, finden im Testsieger ihren Traumrucksack: dem vielseitigen Bach Molecule 30.
Der Wanderrucksack-Test 2023
Für top Klimakomfort statten Deuter, Gregory, Lowe Alpine, Osprey und Tatonka die Tragesysteme ihrer Testkandidaten mit einem gespannten Netz aus. Es hält Abstand zum Packsack und lässt dadurch Luft an den Rücken. Außerdem liegt es federnd-weich an. Am trockensten blieben die Shirts der Testerinnen und Tester beim Kandidaten von Deuter. Netz und Packsack wahren hier viel Distanz. Doch je größer der Abstand, desto weiter liegt die Last vom Körperschwerpunkt entfernt. Mehr als sieben Kilo sollte man dem Deuter deshalb nicht aufbürden. Darunter trägt er sich dank ausgereiftem Tragesystem aber exzellent. Dieses Maß an Komfort erreicht von den fünf Netzrücken-Rucksäcken sonst nur der von Gregory. Er lässt sich mittels kräftigem Hüftgurt und ausgeprägtem Lendenpolster sogar mit bis zu elf Kilo beladen und immer noch bequem tragen. Auch die Lastkontrolle überzeugt – wichtig in heiklem Terrain, wenn es auf Gleichgewicht ankommt. Das liegt auch daran, dass bei ihm Netz und Packsack weniger Abstand zueinander halten, die Last also näher am Körperschwerpunkt sitzt.
Noch direkter tragen sich die fünf Kontaktrückenmodelle im Test. Sie kommen von Bach, Mammut, Norrøna, Rab und Vaude. "In puncto Lastkontrolle haben sie die Nase vorn", sagt Tester Frank Wacker. Auch bringen die meisten von ihnen weniger auf die Waage: Mammut, Norrøna und Rab wiegen teils unter 700 Gramm. Mit schlanken Silhouetten wendet sich das Trio an Bergfexe, der Rab auch an Schnellgeher und Trailläufer. "Er sitzt durch die breiten Schulterträger und dem weichen Rücken wie eine Weste", meint Tester Johannes Butscher. Durch die flachen Auflagen bleibt allerdings kaum Platz für ausgefeilte Ventilationslösungen. Meist muss eine strukturierte Platte aus offenporigem Schaum den Luftaustausch meistern. Mammut und Bach statten ihre Tragesysteme zusätzlich mit einem breiten, entlang der Wirbelsäule verlaufenden Ventilationskanal aus. Damit bieten sie einen ähnlich hohen Klimakomfort wie viele Netzrückenmodelle, was v.a. dem superkomfortablen Bach bestens gelingt.
Testfazit
So hält unser Wanderrucksack-Vergleichstest 2023 für jede und jeden das passende Modell bereit. Komfortorientierte Wander-Fans finden bei den Netzrückenkandidaten ihren Favoriten. Am meisten Punkte ergattern hier der superluftige Deuter Futura und der schwerlasttaugliche Gregory Zulu 30 bzw. dessen Damenvariante Jade 28. Soll es günstiger sein, empfehlen sich auch die mit 140 und 130 Euro preiswerten Netzrücken-Rucksäcke von Lowe Alpine und Osprey. Speedhiker und Grammzähler sollten hingegen das anschmiegsame Kontaktrückenmodell von Rab anprobieren, Alpinisten die auf maximale Lastkontrolle und beste Bewegungsfreiheit getrimmten Rucksäcke Mammut Lithium 30 und Norrøna Falketind 28. Wer einen besonders vielseitigen Kleintransporter sucht, der sowohl beim Wandern, Biken und Bergsteigen, als auch im täglichen Einsatz überzeugt, wird am ehesten mit dem Bach Shield glücklich. Das exzellent aus robusten Materialien verarbeitete Multitalent vereint mit seinem stark belüfteten Kontaktrücken das Beste aus den beiden Tragsystemwelten – und sichert sich so den Testsieg.
Welche Features bei Wanderrucksäcken zählen
Wie wir Wanderrucksäcke testen, erfahrt ihr hier
- Trageverhalten: Für das wichtigste Testkriterium beladen wir jeden Rucksack nach gleichem Muster mit identischem Gewicht (sechs Kilo) und gehen damit im Team auf Tour. Unterwegs tauschen wir die Modelle durch, dabei wird das Tragesystem eines jeden Rucksacks neu auf den Träger oder die Trägerin angepasst. Beim Wandern liegt das Hauptaugenmerk der Testcrew auf den Punkten Anschmiegsamkeit, Sitz am Rücken, Ventilation/ Klimakomfort sowie Bewegungsfreiheit. Ebenfalls im Fokus liegen die Kontrollierbarkeit der Last bei hastigen Bewegungen, die Kopffreiheit nach hinten und die Lastübertragung: Im Idealfall verteilt sich das Gewicht gleichmäßig auf den Beckenkamm, den Rücken und nur zu einem sehr kleinen Teil auf die Schultern.
- Features/Praxis: Wichtiger als die schiere Anzahl der Features ist derenPraxistauglichkeit und Bedienbarkeit. Nicht fehlen dürfen Kompressionsriemen, Seitenfächer aus Stretchmesh und eine Regenhülle bei nicht wasserdichten Rucksäcken.
- Volumen und Gewicht: Rucksackhersteller ermitteln das Packvolumen mit unterschiedlichen, meistens nur grob vergleichbaren Methoden. Deshalb messen wir das Fassungsvermögen mit eigenen Volumensäcken. Außerdem wiegen wir alle Rucksäcke selbst – ohne Regenhülle, falls diese zum Lieferumfanggehört. So lassen sich die Werte gut vergleichen. Das Gewicht bewerten wir immer im Verhältnis zum Volumen des jeweiligen Rucksacks.
- Robustheit: Je kräftiger und abriebfester die Materialien, desto besser schneidet ein Rucksack in diesem Kriterium ab. Grobzahnige Reißverschlüsse mit vernickelten Schiebern, eine extra saubere Verarbeitung (mit eingefassten Nähten etwa) und umweltfreundliche Materialien geben Bonuspunkte