Wenn die ersten Sonnenstrahlen die Luft erwärmen und die Natur anfängt zu sprießen, wird es Zeit die Wanderschuhe zu schnüren! Jetzt hat für viele Wanderer die schönste Zeit des Jahres begonnen. Wo es in Deutschland zu dieser Jahreszeit im Frühling besonders schön ist, zeigen wir euch hier:
Wandern auf dem Krokusweg im Schwarzwald
Wem der Schwarzwald die größte Wildkrokusblüte Süddeutschlands verdankt, ist nicht eindeutig geklärt: Waren es Kreuzritter, die die standortfremde Pflanze aus dem Orient mitbrachten? Oder doch Freiherr Benjamin Buwinghausen von Wallmerode, der mit der hellvioletten Blume einst die Gärten seiner Burg schmückte? Wie auch immer: Der Crocus napolitanis hat sich hier, in der Natur um Bad Teinach-Zavelstein, prächtig vermehrt und sprießt im März hunderttausendfach aus dem Boden. Ganz im Zeichen des Farbschauspiels steht der ein- bis zweistündige Krokusweg, die 15 Kilometer lange Augenblickrunde erweitert das Landschaftserlebnis noch um die Wolfsschlucht sowie um herrliche Aussichtskanzeln, von denen der Blick bis zur Schwäbischen Alb reicht. Vor allem während der Krokusblüte im März ist Zavelstein ein sehr beliebtes Ausflugsziel, daher lieber unter der Woche hin, wenn möglich! Details zum Krokusweg hier.
Narzissentour zwischen Monschau und Hellenthal
Ihr wissenschaftlicher Name lautet Narcissus pseudonarcissus, im Volksmund nennt man sie meist Osterglocke: die Gelbe Narzisse. Wer die stark gefährdete Pflanze wild wachsend erleben möchte, begibt sich am besten in die Nordeifel: Auf den Wiesen des Olefund des Perlenbachtals zwischen Monschau und Hellenthal blühen im April zirka sechs Millionen Exemplare – das größte Vorkommen in Deutschland. Tief in das Blumenmeer tauchen Wanderer auf der knapp 12 Kilometer langen Narzissenroute ein. Die Rundstrecke startet im Bundesgolddorf Höfen und dauert etwa drei Stunden, durch die Anbindung an das örtliche Wegenetz lässt sich die Narzissenroute auch gut auf einer Mehrtagestour mitnehmen – zum Beispiel entlang des nördlichen Eifelsteigs: www.eifelsteig.de/a-narzissenroute
Schachblumen im Spessart bestaunen
Im Spessart schlängelt sich das Flüsschen Sinn zwischen Wildflecken und Gemünden durch eine naturbelassene Wald- und Wiesenlandschaft. Ein Besuch lohnt sich besonders im späten April und frühen Mai, wenn unzählige Schachblumen die Auen überziehen. Seinen Namen trägt das seltene Liliengewächs wegen des meist purpurrot-weißen Musters, das seine glockenförmigen Blüten ziert und einem Schachbrett ähnelt. Zu Gesicht bekommt man die botanische Rarität etwa bei einer Wanderung entlang des Flusslaufs vom Marktflecken Burgsinn zum benachbarten Mittelsinn. Wer anschließend nicht gleich auf der anderen Uferseite zurückwandern möchte, baut die Tour mit einem Abstecher über die Gemeinde Fellen und den Richtberg zu einer schönen 19-Kilometer-Runde aus. Buchtipp: Spessart, Ulrich Tubessing, Rother Verlag 2014, 14,90 Euro.
Wanderungen während der Pfälzer Mandelblüte
Dass Frühlingsgefühle in der Pfalz besonders früh aufkommen, ist wohl den Römern zu verdanken: Die nutzten das fast mediterrane Klima der Region nicht nur zum Weinanbau, sondern pflanzten hier wahrscheinlich auch die ersten Mandelbäume. Deren Blüten schweben oft schon Anfang März wie rosarote Wolken über dem Grün der Wiesen und Weinberge. Wer den Farbzauber ausgiebig bewundern möchte, folgt dem rund 77 Kilometer langen Mandelpfad zwischen Bad Dürkheim und Schweigen-Rechtenbach. Panoramareiche Aussichtskanzeln sowie blühende Alleen und Haine sorgen auf der Tour für reichlich Augenschmaus, Gaumenfreuden versprechen Mandelspezialitäten in Form von Likör, Brot oder auch Salami, die man in den Winzerorten probieren kann. Den Tourenplaner zum Mandelpfad gibt's hier: www.mandelbluete-pfalz.de
Die Hegau-Vulkane erwandern
Kegelförmige Berge erheben sich nördlich des Bodensees: die Hegau-Vulkane. Seit dem Jahr 914 thront die Burg Hohentwiel bei Singen auf einem von ihnen, nebenan gestatten die Ruinen Hohenkrähen und Mägdeberg weite Blicke. Von den Gipfeln überschaut man große Teile des Bodensees und sieht bis in die Alpen. Eine Runde führt um und auf den Hohentwiel (3,5 km, 1,5 h, 170 Hm), eine weitere zu Hohenkrähen und Mägdeberg (9 km, 3 h, 430 Hm) – ideal im Frühling! Ebenfalls sehenswert: die Orchideenblüte im Hegau. Auf dem Orchideen-Lehrpfad bei Immendingen wartet die Hegaualb mit zahlreichen Naturschönheiten auf und die warmen Südhänge lassen hier seltene Pflanzenarten wie Orchideen gedeihen. Informationstafeln am Weg erklären die geologischen und botanischen Besonderheiten. Dazwischen laden kleine Rast- und Grillplätze zum Verweilen ein.
Wandern tief im Südwesten – Breisgau
Er belegt jedes Jahr Spitzenplätze in der Sonnenschein-Statistik für Deutschland: der Breisgau rund um Freiburg. Toptipp für wärmehungrige Frühlingswanderer ist der Kaiserstuhl, ein 550 Meter hohes Mittelgebirge 20 Kilometer nordwestlich der Stadt. Wenn gegenüber im Schwarzwald und den Vogesen noch Schnee liegt, zeigen sich dort schon die ersten Frühlingsblumen, ein perfektes Ziel für den Saisonstart. Auf dem 22 Kilometer langen Kaiserstuhlpfad von Endigen nach Ihringen durchquert man das Gebirge der Länge nach, eine sechseinhalbstündige Tour. Zur Kirschblüte zwischen Ende März und Mitte April ist sie besonders schön, aber das gilt auch für viele andere Touren rund um Freiburg – vor allem aber die Runde über die Berghauser Matten ab dem Örtchen Wittnau. Es findet sich acht Kilometer südlich der Stadt.
Wanderung in die Romantik – auf der Schwäbischen Alb
Spektakulär an der Abbruchkante der Schwäbischen Alb entlang führt der 350 Kilometer lange Albsteig. Gleich zwei absolute Sehenswürdigkeiten streift Etappe 11: das romantische Schloss Lichtenstein und die tropfsteingespickte Nebelhöhle. Vom Stahlecker Hof bei St. Johann wandert man sechs Stunden lang (20 km, 380 Hm) nach Genkingen. Vorbei an den Ruinen Stahleck und Greifenstein nähert man sich Schloss Lichtenstein. Nur 100 Meter von diesem Nachbau einer mittelalterlichen Ritterburg entfernt liegt eine der urigsten Einkehrmöglichkeiten des Albsteigs: das Alte Forsthaus. Hier schlemmen sich Wanderer durch schwäbische Spezialitäten und Gerichte von auswärts; nachmittags kommen selbst gebackene Kuchen auf den Tisch. Auf dem zweiten Teil des Wegs lohnt die Besichtigung der Nebelhöhle, bevor es durch Wald nach Genkingen geht. Wer weniger Zeit hat, entscheidet sich für diese 9-km-Rundwanderung ab Schloss Lichtenstein.
Etappen-Wanderung auf dem Eppinger Linienweg
Im Januar 2017 bekam der 40 Kilometer lange Eppinger Linien-Weg im Kraichgau das Siegel "Qualitätsweg Wanderbares
Deutschland" verliehen. Wer ihm folgt, stößt auf Wälle und Gräben, die der Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden 1695 gegen die Franzosen errichtet hatte – die Eppinger Linie. Neun Großplastiken des Künstlers Hinrich Zürn tragen zur Aufarbeitung des historischen Hintergrundes bei. Hinzu kommt die schöne Wegführung mit perfekter Markierung bis nach Mühlacker. Komplett erwandert man ihn am besten auf drei Etappen. Weitere Infos zum Eppinger-Linien-Weg mit GPS-Daten hier.
Unterwegs im Nationalpark Hunsrück-Hochwald
Deutschlands jüngster Nationalpark – der Hunsrück-Hochwald – schützt die alten Wälder, felsigen Täler und weiten Moore des Hunsrücks und sorgt dafür, dass Wildkatzen und Hirsche, Käuze und Fledermäuse sich dort ungestört entwickeln können. Auch Wanderer fühlen sich in dem Nationalpark zwischen Trier und Idar-Oberstein wohl. Mitten hindurch führen beispielsweise die neunte und zehnte Etappe des 410 Kilometer langen Saar-Hunsrück-Steiges. Auf seinem konditionell durchaus fordernden Abschnitt von Nonnweiler nach Morbach überschreitet man auch den Erbeskopf, den höchsten Gipfel von Rheinland-Pfalz – Blicke bis zur Eifel inklusive. Aber auch kürzere Touren erschließen den Nationalpark, und westlich von ihm wartet eine weitere Attraktion: die Saarschleife.
Frühjahrstour im Altmühltal
Ab März zaubern Küchenschellen violette Tupfen auf die Wacholderheiden des Altmühltals – der Panoramaweg (200 km, zwei Wochen) entführt direkt in den bayerischen Frühling. Er folgt von Gunzenhausen der Altmühl und später dem Main-Donau-Kanal bis Kelheim. Dabei bringt er Wanderer in alte Städtchen, zu Burgen und zum Kloster Weltenburg an der Donau. Nur Zeit für eine Etappe? Dann von Walting nach Kipfenberg über die sonnige Gungoldinger Wacholderheide. Info: naturpark-altmuehltal.de; Altmühltal-Panoramaweg, Conrad Stein, 9,90 Euro
Genusstouren in der Holsteinischen Schweiz
Es gibt vieles in der Holsteinischen Schweiz, eines aber nicht: Hektik. Die Landschaft zwischen Kiel und Lübeck strahlt Ruhe aus und lädt zu ausgedehnten Streifzügen ein. Weit schweift der Blick über Hügel und funkelnde Seen, und am größten Gewässer Schleswig-Holsteins, dem sieben Kilometer langen Plöner See, kann man sogar Seeadler beobachten. Am schönsten wird es im Mai, wenn die Rapsfelder gelb unter blauem Himmel leuchten. Wanderer quartieren sich dann am besten in Nehmten ein, einer Ansammlung von Weilern am Südwestufer des Plöner Sees. Hier, genauer gesagt im Ortsteil Sepel, beginnt auch eine der schönsten Wanderrunden der Holsteinischen Schweiz: am Ufer des Plöner Sees entlang, dann hinüber zum zauberhaften Stocksee und wieder zurück zum Startort Sepel (16 km, 4 h). Oder man leiht sich ein Kanu und paddelt über den Plöner See: kanucenter-ploen.de
Wandern auf dem Urwaldsteig
Die "Alten Buchenwälder Deutschlands" zählen seit 2011 zum Weltnaturerbe. Doch es gibt sie nur noch an wenigen Orten. Einer davon ist der Nationalpark Kellerwald-Edersee 40 Kilometer südwestlich von Kassel. In seinen Urwaldrelikten durchlaufen die Buchen seit der Eiszeit unbeeinflusst vom Menschen den Zyklus von Werden und Vergehen. Die schönste Zeit, ihren Anblick zu genießen, ist Anfang Mai, wenn alles in frischem Grün erstrahlt und die Luft nach Frühling duftet. Zahlreiche Wanderungen führen durch den Nationalpark, doch am längsten Freude macht der Urwaldsteig. Er führt auf der Südseite des 30 Kilometer langen Edersees durch den Nationalpark und lädt immer wieder zu Extrarunden ein – Kenner empfehlen für den Frühling vor allem die Ringelsberg- und die Bloßenbergroute. Hat man vier oder mehr Tage Zeit, nimmt man noch die Nordseite des Edersees mit und macht den 70 Kilometer langen Urwaldsteig komplett.
Wanderung auf den Zwieselberg im Allgäu
Auf dieser Rundwanderung geht es ab Rieden auf rund 20 Kilometern durch knallgelbe Löwenzahnwiesen zunächst
nach Ussenburg und Vorderzwieselberg auf den Zwieselberg (1055 m). Dort oben bietet sich Wanderern ein tolles Alpenpanorama mit Blick auf den Forggensee und die Alpenkette. Zurück geht es über das Koppenkreuz zum östlichen Ufer des Hopfensees und durch blütenübersäte Moränenhügel über Eschach wieder nach Rieden. Eine kürzere Variante ist die Zwieselbergtour ab Roßhaupten. Hier geht es in knapp 2 Stunden (7 km) auf den Aussichtsberg in der Nähe von Füssen.
Auf den Kahlen Asten im Sauerland
Dieser 15 Kilometer lange Weg führt hoch hinauf: Mit 841 Metern ist der Kahle Asten zwar nicht der höchste, wohl aber bekannteste Berg in Nordrhein-Westfalen. Die ausgedehnte Heidelandschaft auf seinem Gipfel-Plateau bietet neben einem herrlichen Wandererlebnis vor allem eines: Eine 360-Grad-Panorama-Aussicht über die Region. Im Winter und frühen Frühjahr ein besonderes Erlebnis bei strahlendem Sonnenschein und nebelgefüllten Tälern. Aber auch der Abstieg von der Lennequelle hinab ins Lennetal bietet herrliche Aussichten vom Dach Westfalens und stille Pfade an klaren Bachläufen. Wer es sportlicher mag, kann auch den Kahler Asten-Trail im Laufschritt ausprobieren – die 10 Kilometer lange Trailrunning-Tour ist konditionell fordernd mit steilen Anstiegen und Gefällstrecken, zum Teil auf schmalen Trailstrecken und liegt zwischen Winterberg und dem Kahlen Asten.
Auf Thüringens grünen Höhen
Der Duft von Hirschbraten mit Thüringer Klößen weht durch den Biergarten – die Fuchsturmgaststätte auf dem Hausberg Jenas verwöhnt ihre Gäste mit guter Hausmannskost aus der Region, aber auch vegetarischen Gerichten wie Gnocchi mit Zuckerschoten oder einer Pilzpfanne. Regelmäßig halten Prominente hier Lesungen; wer es danach nicht mehr hinunter ins Tal schafft, übernachtet einfach in einem von drei liebevoll eingerichteten Gästezimmern. Natürlich kann man von Jenaprießnitz (3 km) oder vom Parkplatz Steinkreuz (2 km) zum Fuchsturm gehen – schöner ist es allerdings, wenn man der Saale-Horizontale von Lobeda nach Jena (70 km, 4 Etappen) folgt und am zweiten Tag auf der Biergarten-Terrasse den Blick über Jena und das Saaletal genießt. Infos: fuchsturmgaststaette.de, saalehorizontale.de
Noch mehr Wanderziele in Deutschland findet ihr in der Fotostrecke (ganz oben im Artikel).