Wetter-Check beim Wandern: So gehst du auf Nummer sicher

Wetterprognose, Luftdruck, Naturzeichen
Schlechtes Wetter? - Kein Problem!

Update

Erfahre, wie du Touren bei wechselhaftem Wetter besser planst, Naturzeichen deutest und mit welchem Equipment + Apps du sicher unterwegs bist.

Hardangervidda: Paradies für Nordlandtrekker 15
Foto: Boris Gnielka

Oft muss es auch bei schlechtem Wetter weitergehen! Wir verraten euch, wie ihr den Profi-Meteorologen Konkurrenz machen könnt – darunter die wichtigsten Wetterthemen wie Luftdruck, Naturzeichen, Vorhersage usw.

Angenommen, man plant fürs Wochenende eine Wanderung im Nordschwarzwald, stellt aber ein paar Tage vorher beim Wetter-Check im Internet fest, dass Regen droht. Im Südschwarzwald soll es dagegen schön werden – warum also nicht einfach dem guten Wetter folgen? Viele Outdoor-Profis gehen mittlerweile so vor – vor allem im Gebirge, wo gute Wetterbedingungen auch mehr Sicherheit bedeuten.

Spezielle Wetterdienste & Apps

Wer die zu erwartenden Temperaturverläufe, Niederschlagsmengen oder Windgeschwindigkeiten als Grafik dargestellt haben möchte, wird z.B. auf wetterzentrale.de fündig. Auch der DAV und der Österreichische Alpenverein bieten auf ihren Webseiten fundierte Wettervorhersagen für die West- und Ostalpen. Wen das Wetter in der Schweiz oder in den Westalpen interessiert, kann sich auch beim Schweizer Wetterdienst (sma.ch) informieren. Die Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes, kurz Warn-App NINA, informiert über Wetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes und Hochwasserinformationen der dafür zuständigen Stellen der Bundesländer. Des Weiteren erhältst du wichtige Warnmeldungen des Bevölkerungsschutzes für unterschiedliche Gefahrenlagen wie zum Beispiel Gefahrstoffausbreitung oder einen Großbrand. In der App lässt sich der Aufenthaltsort eingeben, um die Meldungen zu filtern. Die entsprechende App für die Schweiz heißt Alertswiss, die für Österreich Katwarn. Außerdem bietet nahezu jede Homepage einer Wander- und Tourismusregion und viele Berghütten mittlerweile Webcams an. Diese zeigen natürlich auch, wie das Wetter vor Ort gerade tatsächlich aussieht. Weiterer Pluspunkt für Touren im Gebirge: Es genügt ein Blick, um anhand der aktuellen Schneelage die Tour zu planen.

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Wetterinfos auf Tour

Auf Tour kann es durchaus vorkommen, dass man in einem Empfangsloch steckt. Trotzdem kann man sich informieren: An vielen Berghütten, Wanderheimen oder Bergstationen hängt die aktuelle Wettervorhersage aus. Auf Mehrtagestouren kann man auch Tageswanderer nach dem Wetter fragen, die man unterwegs trifft – der eine oder andere hat bestimmt den aktuellen Wetterbericht zur Hand.

Timing

Je kurzfristiger eine Wettervorhersage ist, desto genauer fällt sie aus. Verlasst euch also nicht auf den Wetterbericht, den ihr Anfang der Woche fürs Wochenende eingeholt habt, sondern schaut an jedem weiteren Tag nach. So bekommt man ein Gespür für die Wetterentwicklung – und kann notfalls gegensteuern. Außerdem sollte man sich dabei nicht nur auf einen Ort konzentrieren, sondern die gesamte Region im Blick behalten.

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Boris Gnielka
Stimmt das Timing nicht, sollte man wenigstens auf alle Notfälle gewappnet sein - und sei es das Zelten, wenn der Abstieg zu lange ist.

Höhenmesser

Besitzt man einen Höhenmesser, kann man ihn zur Wettervorhersage nutzen: Wenn ihr an einen Punkt kommt, dessen Höhe ihr kennt, zum Beispiel einen Wegweiser, eine Berghütte oder eine Gipfelstation, einen See oder einen Gipfel, dann solltet ihr die Gelegenheit nutzen, um eure Höhenmesser zu justieren. Denn Höhenmesser bestimmen die Höhe anhand des Luftdrucks. Stellt bei der Justage an mehreren Punkten hintereinander fest, dass der Höhenmesser kontinuierlich eine zu große Höhe anzeigt, sinkt der Luftdruck. Schlechtes Wetter ist im Anmarsch. Fallen die Höhenangaben ständig zu tief aus, darf man sich freuen: Der Luftdruck steigt, ein Zeichen für gutes Wetter.

Luftdruck

Hast Du eine Multifunktionsuhr mit Barometerfunktion? Dann lassen sich noch genauere Prognosen erstellen als mit dem Höhenmesser (siehe vorheriger Punkt) – vorausgesetzt, das Barometer zeigt nicht nur den absoluten Luftdruck an, sondern auch den Luftdruck auf Meereshöhe (reduzierter Luftdruck). Denn der reduzierte Luftdruck zeigt die Luftdruckschwankungen durch die Wetteränderungen – wenn man den Höhenmesser regelmäßig nachstellt wie im Punkt vorher beschrieben. Fällt der Luftdruck rapide, also um ein bis zwei Millibar pro Stunde, sollten vor allem im Sommer die Alarmglocken läuten: Es droht ein Gewitter.

Naturzeichen

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Abend- und Morgenrot zählen zu den bekanntesten Erscheinungen.

Was sie bedeuten, merkt man sich so: "Abendrot Gutwetterbot, Morgenrot Regen droht." Besitzt der Mond nach einem schönen Tag einen Heiligenschein (Halo), gibt es oft in den nächsten 12 bis 24 Stunden Regen. Außerdem kann man den Rauch von Schornsteinen oder Lagerfeuern beobachten: Steigt er bei Windstille gerade auf, ist die Luft trocken – ein Indiz für gutes Wetter, hängt er über Kamin oder Feuerstelle, naht Schmuddelwetter. Achtet auch auf den Wind: Frischt dieser bei Sonnenschein auf und weht in Kontinentaleuropa zudem aus Süd bis Nordwest, sollte man die Regensachen griffbereit packen – aber Vorsicht: Gebirgstäler können die Windrichtung beeinflussen. Am besten beobachtet man, in welche Richtung sich die Wolken bewegen. Dabei könnt ihr den Himmel auch gleich nach Kondensstreifen von Flugzeugen absuchen: Verbreitern diese sich, anstatt sich schnell aufzulösen, so ist eine Wetterverschlechterung in Sicht.

Tierbeobachtung

Bei einem drohenden Wetterumsturz halten sich Gämsen zum Beispiel eher in den Bergwäldern auf oder ziehen sogar bis in Talnähe. Kühe sammeln sich in Senken. Bergdohlen hingegen fliegen etwa zwei Tage vor einer Wetterverschlechterung in Richtung Tal. Auch tieffliegende Schwalben bedeuten nichts Gutes: Ihr Futter (Insekten) hält sich bei hoher Luftfeuchtigkeit in Bodennähe auf – und Frösche vermehrt außerhalb des Wassers. Man bemerkt das am stärkeren Quaken.

Sturm im Anflug

Stürme sind besonders starke Winde, die bei Windgeschwindigkeiten von ca. 75-80 km/h beginnen. Dann ist damit zur rechnen, dass Äste abbrechen, Gegenstände umherfliegen und kleinere Schäden an Häusern/Dächern etc. entstehen. Es ist also ratsam, sich bei Sturm nicht in Wäldern zu bewegen, auch in den Bergen können Sturmböen gefährlich sein. Werden sie extremer, spricht man von orkanartigen Stürmen oder Orkanen (teilweise mit Windgeschwindigkeiten von über 120 km/h). Stürme entstehen meist über dem Meer, da dort weniger Reibung herrscht. Viele Stürme, die zu uns ziehen, brauen sich über der Wetterküche Europas – dem Nordatlantik – zusammen. Tropische Wirbelstürme wie Hurrikane oder Taifune entstehen nur über dem Meer und schwächen sich erst spät über dem Land ab. Faustregel: Ostwinde bringen meist stabile Schönwetterlagen, Westwinde häufig wechselhaftes bis nasses Wetter.

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Ralf Bücheler


Weitere Tipps

Starkregen, Überflutungen, Erdrutsche: Worauf Wanderer achten sollten, wenn das Wetter verrückt spielt:

  1. Rutschpartie: Nach Wolkenbrüchen oder tagelang anhaltendem Niederschlag verwandeln sich steile Grashänge und Wege ohne Bewuchs in Schlammpisten – auf denen selbst trittsichere Wanderer schnell ausrutschen und ungebremst den Hang hinunterrauschen können. Auch auf aufgeweichten Schneefeldern oder glitschigen Felsplatten herrscht akute Absturzgefahr. Stabile Trekkingstöcke sorgen unter solch widrigen Bedingungen für eine Extraportion Halt und Vortrieb, vor allem bei Teleskopwanderstöcken mit Innenklemmung musst du aber regelmäßig die Klemmung kontrollieren. Das verhindert, dass sich die Segmente unter Belastung plötzlich zusammenschieben. Grundsätzlich solltest du sehr steiles Terrain nach Starkregen aber meiden und eher unten im Tal wandern.
  2. Niederschlagsradar: Wetter-Apps bieten in der Regel auch einen Niederschlagsradar und geben die zu erwartende Regenmenge pro Millimeter an. Unter 2,5 Millimeter gilt als leichter Regen, ab 10 Millimeter handelt es sich um Starkregen. Schon im Vorfeld bekommt man durch die Prognosen zumindest eine grobe Vorstellung, wann es wo wie viel regnet. Und selbst kurzfristig kannst du für deine Tour über das Wochenende noch in eine Region mit guter Wettervorhersage reisen.
  3. Pegelwarnung: Selbst kleine Bäche können nach einem Gewitter mit Starkregen binnen einer Stunde zu reißenden Flüssen anschwellen, in denen auch Spitzenschwimmer ertrinken würden. Deshalb sind Wanderungen entlang tief eingeschnittener Wasserläufe bei Wolkenbrüchen ohne sofortige Fluchtmög[1]lichkeit lebensgefährlich. Im Gebirge muss das Gewitter nicht einmal in der Nähe stattfinden: Vor allem in Bächen im Tal fließt das Wasser über viele Kilometer. Beim Campen solltest du darauf achten, dein Zelt nicht direkt neben einem Gewässer aufzubauen, sondern zumindest leicht erhöht. Senken meidet man am besten generell, weil sie bei Wolkenbrüchen in der Regel als Erstes volllaufen.
  4. Astbruch und Steinschlag: Starkregen und Sturmböen gehören zusammen wie Topf und Deckel. Wenn Baumwipfel über dir wild wedeln, lautet die Devise: Füße in die Hand nehmen und raus aus dem Wald. Im Idealfall kommt es aber gar nicht so weit, weil man bei Sturmwarnung nicht in den Wald gehen sollte. Durch kräftige Böen können auch kleinere Steine durch die Luft fliegen und einen ernsthaft verletzen. Deshalb gilt fürs Campen: Zelt und Campervan nicht unter Bäume oder am Fuß von Felswänden aufstellen.
  5. Vorsicht Erdbewegung: Nach mehrtägigem Starkregen ist das Erdreich oft so durchweicht und instabil, dass sehr steile Hänge abrutschen können. Sinkst du beim Queren eines Steilstücks tief ein, besser sofort umkehren.
  6. Das Auto schützen: Wenn im Urlaub eine Unwetterwarnung für die Region kommt, sollte man Vorkehrungen treffen: Steht das Auto im Tal in der Nähe des Flusses, unbedingt umparken. Ideal sind Stellplätze auf einer Anhöhe – aber nicht unter Bäumen oder am Fuß einer Felswand, einem Steilhang oder neben einem den Berg herabrauschenden Bach.
  7. Überflutete Flächen weder durchwaten noch mit dem Auto durchfahren. Selbst vermeintlich wenig starke Strömungen können einen von den Füßen reißen oder das Fahrzeug wegspülen. Außerdem sieht man in der Regel nicht, in welchem Zustand der Untergrund ist. Wenn es gar nicht anders geht und man zu Fuß durchs Wasser muss, gelten die gleichen Regeln wie bei Flussquerungen auf Tour: Stark fließendes Wasser sollte maximal bis zur Unterkante der Waden reichen. Wanderstöcke helfen einem, die Balance zu halten. Beim Gehen sollten immer drei Punkte fest verankert sein: Wenn beide Stöcke und der linke Fuß sicher stehen, kann man mit rechts einen Schritt machen. Anschließend folgt das linke Bein oder einer der Stöcke – so kommt man langsam, aber sicher voran.
  8. Den Evakuierungsplan auf Campingplätzen sollte man sich einprägen. Er hängt im Normalfall an der Information aus.
  9. Heftige Stürme bringen einen nicht nur durch Astbruch oder Steinschlag in Gefahr, heftige Böen können Menschen, die nahe einer Steilwand stehen oder wandern, in die Tiefe katapultieren. Mit dem Auto sollte man rechts ranfahren, halten und erst weiterfahren, wenn es spürbar abflaut.

Was tun, wenn man sich in den Alpen verirrt oder verletzt hat?

  • Notruf absetzen

Die Notrufnummer 112 funktioniert alpenweit. Oft geht‘s aber über direkte Bergrettungsnotrufnummern schneller. In Österreich wählt man dafür die 140, in Südtirol die 118. Die Schweizerische Rettungsflugwacht meldet sich unter 1414.

  • Alpines Notsignal

Ob mit Trillerpfeife oder Stirnlampe: Wer Hilfe braucht, gibt sechs Mal alle zehn Sekunden ein Signal ab. Nach einer Minute Pause wiederholen.

  • Antwort

Die Antwort auf ein solches Alpines Notsignal wird mit drei Zeichen pro Minute gegeben.