Mittenwalder Klettersteig
Der "Mittenwalder" ist ein Klettersteig-Klassiker – und ideal für Einsteiger.
Wanderer, die sich an das Gehen am Drahtseil und auf Leitern gewöhnen wollen, liegen mit dem Mittenwalder Klettersteig genau richtig. Die wenigen luftigen Passagen auf diesem Klettersteig sind stets bestens abgesichert, und das Panorama auf dem meist einfach zu gehenden Kamm zwischen Westlicher Karwendelspitze und Tiroler Hütte bezaubert. Angenehm wird der drei Kilometer lange Mittenwalder Klettersteig auch durch den bequemen Zugang: Zum Einstieg schwebt man gemütlich per Karwendelbahn.
Start: Bergstation der Mittenwalder Karwendelbahn
Dauer: 6 Stunden
Via Ferrata Fausto Susatti
Der Klettersteig Fausto Susatti hoch über Riva bietet das beeindruckendste Panorama über den Gardasee.
Wer heute auf den blau funkelnden Gardasee blickt, kann sich kaum vorstellen, dass sich an seinen Ufern im Ersten Weltkrieg italienische und österreichische Soldaten gegenüberstanden. Klettersteiggeher stoßen an der Rocchetta auf ihre Spuren: Der Bergstock etwas südlich von Riva war Frontgebiet. Immer wieder stößt man auf Überreste ehemaliger Kriegsstellungen, wenn man an der Rocchetta hinauf zur gut 900 Meter hohen Cima Capi steigt, mit herrlichen Tiefblicken auf den See im Rücken. Der Via Ferrata Fausto Susatti ist mit Drahtseilen und Eisenstiften ausreichend gesichert.
Start: Biacesa im Ledrotal
Dauer: 5,5 Stunden
Hindelanger Klettersteig
Der komplette Hindelanger Klettersteig dauert lange - zu lange für viele Einsteiger. Doch es gibt eine lohnenswerte Variante:
Wer sich topfit und schon erfahren im Klettersteigen fühlt, den erwartet auf dem Kammweg vom Nebelhorn zum Großen Daumen eine Sicht an klaren Tagen bis nach Österreich und in die Schweiz. Zum Glück gibt es seit einigen Jahren eine abgekürzte Version des Hindelanger Klettersteigs. Sie dauert nur zwei Stunden, folgt aber ebenfalls dem Originalweg. Wie die große Tour beginnt sie mit einer Fahrt mit der Nebelhornbahn – und an einer Station der Nebelhornbahn endet sie auch wieder.
Start: Bergstation der Nebelhornbahn bei Oberstdorf
Dauer: 2 Stunden (kurze Variante) - für den kompletten Steig sollten etwa 5 Stunden eingeplant werden, dazu kommt noch die Zeit für den Rückweg.
Nuvolau-Klettersteig
Möchten Sie ein wenig Dolomiten-Luft schnuppern? Und gleichzeitig die Welt der Klettersteige kennenlernen? Dann wird Ihnen der Nuvolau-Steig gefallen.
Der Weg ist einfach, und oben auf dem Nuvolau (2575 m) steht man zwischen einigen der spektakulärsten Dolomitenberge: Vom monolithischen Pelmo über die wuchtige Civetta bis zur Sella und dem höchsten Gipfel der Dolomiten, der Marmolada (3342 m). In Kombination mit der etwas schwierigeren Via Ferrata Averau ist der Nuvolau-Klettersteig die perfekte Einstiegsrunde.
Start: Passo Giau zwischen Selva di Cadore und Cortina d’Ampezzo
Dauer: 4,5 Stunden
Mittaghorn-Klettersteig
Das Saastal im Oberwallis ist ein Eldorado für Ferratisten. Einer der schönsten Wege/Klettersteige zieht zum 3144 Meter hohen Mittaghorn hinauf.
Auch Klettersteig-Neulinge können ihn gehen, den Mittaghorn-Klettersteig - genügend Kondition und Bergerfahrung vorausgesetzt. Unterhalb des Gipfels gilt es, zwei bis drei für Anfänger etwas fordernde Stellen zu überwinden, doch wer sich überwindet, wird oben mit eine atemberaubenden Rundschau auf die gewaltigen Viertausender des Tals belohnt. Begehbar ist der Klettersteig am Mittaghorn nur bei sicherer Wetterlage von Juli bis September.
Start: Seilbahnstation Morenia
Dauer: 5–6 Stunden
Calmont-Klettersteig
Man muss nicht unbedingt in die Alpen fahren, um die ersten Schritte in fast vertikalem Gelände zu meistern – auch an der Mosel warten spannende Passagen und herrliche Tiefblicke.
Der kurze und einfache Calmont-Klettersteig führt durch Europas steilsten Weinberg. Drahtseilgesicherte Stellen und kleine Leitern würzen den traumhaft angelegten Pfad durch den 380 Meter hohen Schieferberg, und im Tal sorgt die berühmte Bremmer Moselschleife für ein Panorama, das zweifellos zu den eindrucksvollsten der Region zählt. Klettersteigausrüstung nicht notwendig.
Start: Bahnhof Eller, Mosel
Dauer: 3 Stunden
Weitere Tipps:
Video: Richtiges Sichern im Klettersteig
Die Herkunft der Klettersteige
Kolumbus landete 1492 versehentlich in Amerika. Im gleichen Jahr landeten französische Soldaten absichtlich auf dem Gipfel des Mont Aiguille (2087 m) in der Dauphiné – König Charles VIII. hatte sich nämlich in den Kopf gesetzt, dass dieser Berg im Südosten seines Landes bezwungen werden müsse. Auf dem Weg nach oben benutzten die Männer hölzerne Sturmleitern, denn der steile Felsgipfel ähnelt in seiner Gestalt einer Festung. Die Leitern bauten sie dann beim Rückweg wie nach einer erfolgreichen Eroberung wieder ab und nahmen sie mit. Mission erfüllt! Dieser Gipfelsturm in königlichem Auftrag bildet die Geburtsstunde des Alpinismus. Zugleich wird er stets erwähnt, wenn es um die Erfindung des Klettersteigs geht – auch wenn die eingesetzten Leitern mit modernen Klettersteigen kaum etwas gemein hatten. Eine Gemeinsamkeit besitzt die Leiterpartie von Charles‘ Soldaten dagegen mit historischen Gebirgspfaden, die als Vorgänger der heutigen gesicherten Steige gelten: Sie diente nicht dem Freizeitvergnügen. Genauso wenig wie die Pfade, die im Mittelalter die Alpen durchzogen, damit Bergbauern sich auf abgelegenen Almen versorgen konnten. Nur aus Spaß auf Berge steigen? Sich grundlos den Gefahren des Gebirges aussetzen? Vor 300 Jahren waren das absurde Gedanken.
Das änderte sich, als an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert populäre Schriftsteller wie Johann Wolfgang von Goethe und Jean Jaques Rousseau die Bergnatur romantisierten. »Es sind keine Worte für die Größe und Schöne dieses Anblicks«, schwärmte Goethe über den Anblick des Montblanc. Davon wollten sich auch andere Menschen ein Bild machen, und langsam, aber sicher aber sicher entwickelten sich die Alpen zu einem Reiseziel.
1843 wurden auf Betreiben des Alpenforschers Friedrich Simony die ersten Sicherungen entlang der Route zum Gipfel des Hohen Dachstein (2995 m) angebracht: Ein Meilenstein in der Geschichte der Klettersteige. Denn was hier entstand, war nichts anderes als ein gesicherter Steig – der erste seiner Art. Auch Berge wie die Zugspitze und der Großglockner erhielten noch im 19. Jahrhundert solche künstlichen Weganlagen, die sie für Bergsteiger leichter zugänglich machten.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gingen Menschen also schon zu ihrem Privatvergnügen auf Vie ferrate, wie die auch im Deutschen gebräuchliche italienische Bezeichnung für Klettersteige lautet. Für die meisten von ihnen war der Steig aber nur ein Mittel zum Zweck: Wer in den Alpen unterwegs war, betrachtete nicht den Weg als Ziel, sondern wollte hinauf auf den Gipfel. Ein paar Ausnahmen gab es in Österreich. Dort entstanden im ausgehenden 19. Jahrhundert in den Wiener Hausbergen die ersten Klettersteige mit sportlichem Charakter. An leiterartigen Steigbäumen aus Eisen stiegen die ersten Klettersportler an senkrechten Felsen in die Höhe. Bis daraus ein Trend wurde und die Ära des Klettersteigs für den Kletterspaß wirklich anbrach, sollten aber noch einmal hundert Jahre vergehen.
Davor steht ein dunkleres Kapitel in der Geschichte der Vie ferrate: Im Ersten Weltkrieg bekämpften sich italienische und österreichische Truppen in den Dolomiten. Jetzt wurden Klettersteige gebaut, damit sich Soldaten mit Gewehr und Patronengurt auf dem Rücken besser voranbewegen konnten. Wo der Blick ins Tal noch vor kurzem Bergsteigerherzen höher hatte schlagen lassen, lagen Tote in Uniform. Rund 50 Klettersteige aus Kriegszeiten gibt es noch, und manche von ihnen, wie die »Strada degli Alpini« in den Sextener Dolomiten, haben sich zu besonders beliebten Zielen entwickelt.
Der Aufstieg der Klettersteige
Bevor schließlich das ausbrach, was Experten wie Stefan Winter vom Deutschen Alpenverein (DAV) und der als »Klettersteigpapst« bekannte Publizist Eugen E. Hüsler als einen ersten Boom der Klettersteig-Geschichte bezeichnen, vergingen der Zweite Weltkrieg und seine Nachwehen. Als die Menschen dann dank Wirtschaftswunder wieder mehr Geld hatten, zog es auch wieder Urlauber in die Alpen. »Irgendwann, als die Erholung vom Krieg abgeschlossen war, hat einigen Leuten der Ausflug in die Sommerfrische wohl nicht mehr genügt«, vermutet Stefan Winter mit Blick auf das Phänomen Klettersteig.
In den italienischen Dolomiten entstanden rund um Cortina d‘Ampezzo – eine Gegend, die heute als Klettersteig-Paradies gilt – in den 60er-Jahren zwei Dutzend Klettersteige. Dort setzte im Sommer 1969, als Neil Armstrong den ersten Schritt auf dem Mond machte, Eugen E. Hüsler zum ersten Mal seinen Fuß auf einen Klettersteig – zufällig. Dabei stieß er auf ein Drahtseil, das an einem Felsen befestigt war. Heute kann man mit Hüslers Büchern über Klettersteige ganze Regalreihen füllen, und unzählige Bergsportler orientieren sich an der sogenannten Hüsler-Skala, wenn sie wissen wollen, wie die Schwierigkeit eines Steigs zu bewerten ist.
Dass die Klettersteige in den italienischen Ostalpen sich erfolgreich entwickelten, führte in den 1970er- und 80er-Jahren vor allem in Tirol zu einem regelrechten Baufieber. Frankreich und die Schweiz wurden davon erst später angesteckt: 1991 begann der Boom mit der Eröffnung von zwei Steigen in den Französischen Alpen, die Schweiz bekam ihre erste Via ferrata 1993 mit dem »Tälli-Klettersteig«. Heute gibt es alpenweit rund tausend Klettersteige, ein Ende des Booms ist nicht abzusehen. Vor allem Sportklettersteige, auf denen Adrenalinkick und Selbstüberwindung wichtiger sind als das Bergerlebnis, sind zurzeit angesagt.
Woher kommt die rasant wachsende Begeisterung für Klettersteige? »Klettersteige ermöglichen wunderbare Kletterlebnisse für Menschen, die sich nicht damit abmühen wollen, im klassischen Sinn klettern zu lernen«, bringt es der Experte Hüsler auf den Punkt. Deswegen würden Kletter-Puristen die Klettersteiggeher auch häufig belächeln. Immerhin: So dicht wie die Hotels an der spanischen Mittelmeerküste liegen die Klettersteige nicht, im Durchschnitt gibt es in den Alpen nur einen auf zweihundertfünfzig Quadratkilometern. Der Rest der Wände bleibt den Alpinisten – oder Leuten, die Holzleitern nehmen wie die Soldaten von König Charles.
Wie ein Klettersteig entsteht
Der Salewa-Klettersteig
Wie findet man die richtige Linie für einen Klettersteig?
Im Vorfeld waren wir sehr oft am Berg. Das fängt an mit Bildern, die man auswertet, und mehreren Abseilaktionen in der Wand, bis man weiß, wo es am besten geht. Während des Baus ändert man dann oft noch die Route, die ja möglichst sicher und schön werden soll.
Wer darf so einen Klettersteig eigentlich einrichten?
Theoretisch kann das jeder, man sollte sich aber am Berg und mit dem Seilanlagenbau auskennen.
Mit wem muss man vor dem Bau sprechen?
Wir hatten von Anfang an das Ziel, den neuen Kriterienkatalog des Deutschen Alpenvereins für neue Klettersteige zu erfüllen. Da kommen dann eine Menge Organisationen und Betroffene zusammen. DAV, Landratsamt, Gemeinde, Grundstückseigentümer, Wildbiologe, Vogelbund, Jagd, Naturschutzbehörde... Der Salewa Klettersteig erfüllt als erster Klettersteig diesen Kriterienkatalog.
Wie viel Material ist nötig?
3000 Meter Stahlseil, 1500 Anker, 3000 Schrauben mit Klemmen, 50 Bohrhaken, 30 Tritte, 200 Patronen Kleber...
Prüft der TÜV den Steig?
Nein, aber wichtig ist, dass man möglichst nur geprüftes Material verwendet und sich an Empfehlungen vom Sicherheitskreis hält.
Wie lange dauert die Einrichtung des Klettersteigs?
Wir haben mit drei Monaten gerechnet, aber vermutlich werden es vier Monate. Schwierig war, im Absturzgelände eine ordentliche Linie zu legen und an den richtigen Stellen guten Fels zum Bohren zu finden.
Was war die Idee dahinter?
Den positiven Bergsport unterstützen und die Möglichkeit, einen Klettersteig bei uns zu erstellen, den fast jedermann gehen kann, und das in einzigartiger Kulisse.
Was kostet ein Klettersteig?
Insgesamt 100 000 Euro. Beteiligt haben sich die Gemeinde Bad Hindelang, die Iseler Bergbahn und das Hindelanger Bergführerbüro. Die Firma Salewa hat den Löwenanteil gesponsert, ohne sie wäre das ganze Projekt nicht möglich gewesen.
Welche Voraussetzungen muss man erfüllen, um den Klettersteig zu schaffen?
Unter guter Betreuung kann ihn jeder Anfänger begehen, allerdings sollten auch erfahrene Klettersteiggeher immer die passende Ausrüstung tragen, also Helm, Gurt und das Klettersteigset.
Der Salewa-Klettersteig gilt als familienfreundlich. Welche Voraussetzungen sollte ein Klettersteig für Kinder denn unbedingt erfüllen?
Er muss komplett gesichert sein und darf nur kurze Passagen aufweisen, an denen mehr Kraft nötig ist. Ab etwa 14 Jahren ist der Salewa-Steig sehr gut machbar.
Welches Risiko bleibt?
Ein gewisses Risiko hat man immer, wenn man in die Berge geht. Mit der richtigen Planung und nötigen Umsicht hält sich die Gefahr am Salewa-Klettersteig aber sehr in Grenzen. Der Steig ist ja komplett gesichert, und wenn man sich auch richtig einklinkt, ist man schon mal gut unterwegs. Dass ein Stein von oben kommen kann, liegt in der Natur der Sache.
An welcher Stelle muss man Angst haben?
Man muss gar keine Angst haben, denn man kann, wie gesagt, nicht abstürzen, wenn man sich einhängt. Etwas Mut braucht man an der »Bergführerplatte« und der »Schusterplatte«.
Wie lange dauert es, den Steig zu gehen, und welchen Schwierigkeitsgrad hat er?
Teil I bis zum Iseler etwa eine bis anderthalb Stunden, Teil II zwei bis zweieinhalb Stunden. Der gesamte Steig ist nur mittelschwer.
Der Salewa-Klettersteig verläuft am Berg Iseler bei Bad Hindelang in den Allgäuer Alpen. Zum Einstieg gelangt man vom Talort Oberjoch mit der Iseler Bergbahn. Fortgeschrittene gehen den ersten Teil des Klettersteigs in rund einer Stunde. Der zweite Teil wird zurzeit noch von Patrick Jost vom Hindelanger Bergführerbüro und seinem Team erschlossen. Er wird Ende dieses Jahres die Lücke zum östlich gelegenen Kühgundkopf schließen.